29. Oktober – 12. November 2012
Spektakuläre Nachrichten erweisen sich als falsch ++ Unabhängigkeitstag – Polen zeigt sein religiöses und patriotisches Gesicht ++ Allerheiligen – Verkehrschaos wie jedes Jahr
Spektakuläre Nachrichten entpuppen sich als falsch
Man könnte meinen, dass im Fall von Smolensk alles gesagt ist, aber das scheint in Polen falsch zu sein. Es scheint, dass jeden Tag neue Fakten bekannt werden und die polnische Politik immer mehr spalten, Paralleluniversen blühen seit 2010.
Am 10. April 2010 stürzte das Flugzeug des Präsidenten beim Anflug auf den Flughafen von Smolensk ab – 96 Menschen starben. Unter ihnen waren der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski und einige der wichtigsten Persönlichkeiten der polnischen Politik und Gesellschaft.
Es ist eines der wichtigsten Ereignisse seit dem Ende des Kommunismus und hat die Konflikte entlang der Grenze zwischen Transformationsgewinnern und -verlierern, den Konflikt zwischen kirchlicher Vorherrschaft und Laizismus und den Konflikt zwischen Reich und Arm verschärft.
Unmittelbar nach dem Flugzeugabsturz sind zahlreiche Verschwörungstheorien, Behauptungen und Konflikte aufgekeimt. Eine neue Welle wurde vor einigen Wochen ausgelöst, als die Überreste einiger Leichen bekannt wurden, darunter die der berühmten Solidarnosc-Aktivistin Anna Walentynowicz und des Exilpräsidenten Ryszard Kaczorowski.
Die zweite Beerdigung Kaczorowskis am 2. November wurde von den Vorwürfen wichtiger Mitglieder der oppositionellen konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) überschattet. Sie kritisierten, dass weder ein wichtiges Mitglied der Regierung noch Präsident Bronislaw Komorowski an der Veranstaltung teilnahmen.
Der jüngste Paukenschlag in dieser Angelegenheit ereignete sich am 5. November – die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita berichtete in ihrem Leitartikel, dass am Wrack des Flugzeugs Spuren von explosivem Material gefunden worden seien.
Die Behauptungen erwiesen sich als falsch und der Autor des Artikels musste die Zeitung verlassen. Die Diskussion über den Flugzeugabsturz reißt jedoch nicht ab und wird die Öffentlichkeit wahrscheinlich noch über ein Jahr lang begleiten.
Unabhängigkeitstag – Polen zeigt sein religiöses und patriotisches Gesicht
Niemand würde bestreiten, dass Polen ein religiöses und patriotisches Land ist, in dem viele Menschen stolz auf ihr Land sind und die katholische Kirche mit Ehrfurcht betrachten. Das zeigt sich an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern – fast jeder Pole besucht an diesen Tagen die örtliche Kirche.
Das zeigt sich auch an der Verehrung von Papst Johannes Paul II. – niemand in Polen würde ein schlechtes Wort über den polnischen Papst verlieren. Die polnische Mentalität zeigt sich auch an nationalen Feiertagen wie dem Tag der Flagge am zweiten Mai oder dem polnischen Unabhängigkeitstag.
Der 11. November ist der traditionelle Unabhängigkeitstag in Polen – er zeigt das tief religiöse und patriotische Gesicht des Landes. Der Unabhängigkeitstag wurde erstmals 1937 eingeführt, aber nur zwei Mal gefeiert. Dann wurde er 1989 wieder eingeführt, als sich Polen von einem sozialistischen Land in eine unabhängige Republik verwandelte.
Mit dem Unabhängigkeitstag wird die Unabhängigkeit gefeiert, die Polen 1918 nach 123 Jahren erlangt hat; an diesem Tag finden zahlreiche Paraden, Märsche und Gebetsversammlungen statt. Doch wie jedes Jahr überschatteten auch in diesem Jahr Ausschreitungen von Extremisten den Tag.
Allerheiligen – Verkehrschaos wie jedes Jahr
Jedes Jahr an Allerheiligen besuchen die Menschen ihre verstorbenen Verwandten und Freunde auf dem Friedhof. So pilgerten auch in diesem Jahr am 1. November Millionen von Polen zu den Gräbern und Phrasenhöhlen der katholischen Kirche – Tausende von Kerzen wurden verteilt und angezündet.
Doch nicht überall blieb der Feiertag ruhig. Viele Friedhöfe waren an diesem Tag vom Ansturm der Menschen überwältigt. Der Brodnowski-Friedhof in Warschau platzte aus allen Nähten, als Tausende von Gläubigen zu der Nekropole strömten. Es kam zu hässlichen Szenen mit weinenden Kindern, Beleidigungen und Drängeleien, die Ein- und Ausgänge waren blockiert.
Auf den Straßen des Landes kam es zu zahlreichen Staus, die den Verkehrsfluss behinderten. Unter anderem sind die Autobahn A4 und die Straßen in den Großstädten Warschau, Poznan, Wroclaw und Lodz schon zu normalen Zeiten sehr überfüllt.
Diesmal kam der Verkehr kilometerweit nur langsam voran. Die Erfahrung zeigt, dass es an diesem Tag mehr tödliche Unfälle gibt als sonst auf den Straßen. Die Polizei appellierte an die Vorsicht der Bürger auf den Straßen.