Gesundheitsminister Bartosz Arlukowicz muss eine Gesundheitsreform liefern, sonst darf er gehen. Heute stellte er Lösungsvorschläge vor, wie die Wartezeit für Krebspatienten und bei Fachärzten verkürzt werden soll. Eine Anpassung an westliche Standards ist vorgesehen. Die Frage ist, ob die Reformen greifen werden.
Gesundheitsminister Bartosz Arlukowicz (Bürgerplattform, PO) steht unter massivem Druck. Ministerpräsident Donald Tusk verlangt von ihm eine Gesundheitsreform bis zum Frühjahr oder der Minister muss seinen Hut nehmen. Heute, am Frühlingsanfang, stellte Arlukowicz daher sein Reformvorhaben vor.
Konkret geht es um zwei Probleme: die lange Wartezeit für Krebspatienten, um an eine Behandlung zu kommen, und die langen Wartezeit für alle Patienten bei Fachärzten. Arlukowicz will die Probleme über die Hausärzte lösen. Diese sollen jetzt Patienten, bei denen Krebs vermutet wird, sofort an Onkologen verweisen. Innerhalb von neun Wochen sollen die Patienten eine Diagnose und einen Behandlungsplan erhalten. Dies sei westlicher Standard, so Arlukowicz. Langfristig will der Gesundheitsminister die Zeit auf acht Wochen verkürzen.
Die Hausärzte sollen generell mehr Befugnisse erhalten, wichtige Untersuchungen anzuordnen. Außerdem sollen sie für Krebspatienten mehr Geld erhalten. Chemo- und Radiotherapien sollen keinem finanziellen oder zeitlichen Limit unterzogen werden, sondern bis zur endgültigen Heilung des Patienten fortgeführt werden. Nach Aussagen von Arlukowicz wendet der polnische Staat jährlich knapp 1,5 Milliarden Euro für die Krebsheilung auf. Durch die Früherkennung sollen die Kosten gesenkt werden.
NFZ behält die Kontrolle
Um die Warteschlangen bei Spezialisten zu verkürzen, sollen in der Praxis bekannte Dauer-Patienten ihre regelmäßigen Rezepte ohne Anwesenheit oder Prüfung des Arztes erhalten. Es soll zudem ein elektronisches System der Registrierung von Warteschlangen geben. Das Ministerium will verhindern, dass sich Patienten bei mehreren Spezialärzten gleichzeitig anmelden und untersuchen lassen. Auch sollen Krankenschwestern bald gewisse leichte Leiden heilen können, so dass sich Ärzte um die schweren Fälle kümmern können.
Die Pläne sollen in Kürze in Gesetzesform in der Regierung beraten werden. Dann werden sie ins Parlament eingebracht. Eine Auseinandersetzung oder Kritik mit den Plänen gab es heute in den polnischen Medien noch nicht. Offenbar sind alle dabei, die Vorschläge zu analysieren. Vorab war nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen. Doch sicher werden bald Fragen der Finanzierbarkeit, der Angemessenheit und – in Polen vielleicht weniger – des Datenschutzes auftauchen.