Nach der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates fordert Präsident Bronislaw Komorowski eine Neuausrichtung der NATO. Auf Russlands neue Sicherheitsdoktrin müsse der Westen reagieren. Derweil steigt in Polen der Wunsch nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht. Auch die theoretische Kampfbereitschaft scheint hoch.
Heute tagte der Nationale Sicherheitsrat in Polen. Thema der Sitzung war die neue Sicherheitsdoktrin Russlands. Darin wird die NATO-Erweiterung und die Destabilisierung vieler Staaten in der Welt als größte Gefahren für Russland identifiziert. Polen wiederum sieht in dieser neuen Sicherheitsdoktrin Russlands eine Gefahr für sich. Nachdem der Nationale Sicherheitsrat getagt hatte, trat Präsident Bronislaw Komorowski vor die Mikrofone. Er sagte, nun sei eine Neuausrichtung des strategischen Konzepts der NATO notwendig. Das westliche Bündnis sehe sich einer Bewegung Russlands „weg von einer leichten Kooperation hin zu einer einseitigen Konfrontation mit der westlichen Welt“ ausgesetzt. Die Schlussfolgerung für Polen und die westliche Welt müssten daher eine stärkere Einheit und eine Erhöhung des eigenen Verteidigungspotenzials sein.
Polen werden laut Umfrage kampfbereiter
Den markigen Worten des Präsidenten entspricht, dass in dieser Woche noch amerikanische Patriot-Raketen aus Deutschland nach Warschau verlegt werden sollen. Die rund 100 US-Soldaten und 30 Fahrzeuge sind Teil der Operation Atlantic Resolve, welche die Ostflanke der NATO verstärken soll. Wie lange die Patriot-Raketen im Land bleiben sollen, ist aber noch nicht klar.
Nach einer neuen Umfrage verändert sich in der polnischen Gesellschaft auch die Stimmung in militärischen Fragen. So steigt etwa die Zustimmung zur Wiedereinführung des Wehrdienstes. Knapp 60 Prozent der Befragten würden eine Rückkehr zur Wehrpflicht befürworten (2010 abgeschafft). Zudem wurde in der Studie gefragt, wer sich freiwillig zum Kampfeinsatz zur „Verteidigung des Vaterlandes“ melden würde. Hier meldeten sich besonders junge Männer, es gibt zudem eine positive Korrelation zwischen hoher Religiösität und hoher Einsatzbereitschaft. Auch wer die eigene Familiengeschichte (also zum Beispiel Erzählungen der Eltern oder Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg) gut kennt, ist eher motiviert zur Waffe zu greifen. Bei der Umfrage im März 2015 wurden 1115 Personen im ganzen Land befragt.