Krisensitzung zur Ukraine

In Warschau tagte eine Krisensitzung der Regierung zum Thema Ukraine mit allen Spitzenpolitikern. Polnische Kommentatoren rechnen mit dem Schlimmsten: Krieg um die Krim. Allgemein herrscht große Solidarität mit der Ukraine.
Drei Stunden lang tagte heute in Polen eine Krisensitzung der Regierung. Zum Treffen bei Ministerpräsident Donald Tusk (Bürgerplattform, PO) trafen mitunter alle Spitzenpolitiker der Opposition ein. Selbst Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit, PiS) war zugegen. Thema der Sitzung war die eskalierte Situation in der Ukraine. Premier Tusk sagte vor der Krisensitzung, Druck, den Frieden einzuhalten, müsse man vor allem auf Russland ausüben. Europa und die Welt würden einen Akt der Aggression oder eine Intervention nicht tolerieren. Nach der Sitzung war zu vernehmen, dass es einen gemeinsamen Standpunkt gebe. Allerdings sei Stillschweigen vereinbart worden.

Nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin Truppen in die autonome Republik Krim entsendet hat, herrscht Aufregung auf dem internationalen Parkett. Die neue ukrainische Führung hat die Einberufung aller Reservisten in Gang gesetzt und die NATO um Hilfe gebeten. Eine kriegerische Ausweitung des Konfliktes um die Krim scheint möglich.

Krieg: ein mögliches Szenario

In den polnischen Medien überschlagen sich Kommentatoren mit Einschätzungen zur Lage auf der Krim. Einige Internetnutzer vergleichen Wladimir Putin bereits mit Stalin und verlangen uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine. Andere wiederum wägen die Militärpotenziale der beiden Konfliktparteien gegeneinander ab. Bei 400.000 russischen Soldaten gegenüber 63.000 ukrainischen sehen befragte polnische Militärexperten für die Ukraine nur geringe Chance bei einer kriegerischen Auseinandersetzung. Auch Ex-NATO-Admiräle werben für ein hartes Vorgehen gegen Russland. Vor der russischen Botschaft in Warschau läuft zurzeit eine Protestkundgebung gegen den Einmarsch.

Gleichzeitig sprach der polnische Präsident Bronislaw Komorowski noch davon, dass sich Polen „von der möglichen Gewaltanwendung“ auf dem Territorium der Ukraine bedroht fühle. Daher sei eine Sitzung des Nordatlantikrates und des Europarates notwendig. Beide Sitzungen werden voraussichtlich am Montag stattfinden.