Nun ist es raus, auch wenn die amtliche Bestätigung noch auf sich warten lässt: Die Leiche des letzten polnischen Präsidenten im Exil Ryszard Kaczorowski ist tatsächlich mit einer anderen vertauscht worden. Dies hat die Untersuchung nach der Exhumierung ergeben. Ein Mitarbeiter des Außenministeriums soll den Präsidenten anhand von einigen Details erkannt, aber nicht auf die DNA-Bestätigung gewartet haben. Durch diesen weiteren skandalösen Vorfall stehen besonders Ministerpräsident Tusk und das Außenministerium in der Schusslinie. Ersterer sprach heute im Parlament den betroffenen Familien sein Mitgefühl für die bitteren Umstände aus. Das Ministerium verteidigte sein Vorgehen. Bei der Identifikation sei eine große Anzahl an Mitarbeitern vor Ort gewesen und diese habe sehr sorgsam anhand von Fotos die Opfer identifiziert. Später hätten Angehörige die Möglichkeit gehabt, die Identifikation zu prüfen und dabei auch die Leichen persönlich zu begutachten. Kaczorowskis Familie sei nicht anwesend gewesen, seine Leiche aber unter den knapp ein Dutzend „besterhalten gebliebenen“ gewesen. Daher sei seine Identifizierung eindeutig gewesen. Das Ministerium vermutet daher, dass Fehler erst später, als die Leichen bereits in Säcken verhüllt waren, auftraten. Die Opposition fordert nun den Außenminister Radoslaw Sikorski auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Es deutet sich bereits an, dass das Thema noch lange nicht beendet ist. Bis spätestens Ende des Jahres sollen zwei weitere Leichen, die wahrscheinlich vertauscht worden sind, exhumiert werden.