Polen baut eine Miliz zur Territorialverteidigung auf. Rund 10.000 Freiwillige, die leicht an Waffen kommen sollen, gibt es bereits. Kritik an den Plänen gibt es höchstens auf organisatorischer Ebene.
Es wird ernst in Polen und aufgerüstet. Eines der großen Vorhaben von Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist die Einrichtung einer Miliz zur Landesverteidigung (Wojska Obrony Terytorialnej, dt. Armee zur Territorialverteidigung, WOT). Am 16. November hat der Sejm den entsprechenden Gesetzesentwurf angenommen, jetzt liegt er beim Senat und kann nach dessen Billigung vom Präsidenten unterschrieben werden.
Insgesamt hätten sich schon rund 10.000 Freiwillige für die Territorialverteidigung gemeldet, so Verteidigungsminister Antoni Macierewicz. Bis 2019 sollen in der Miliz rund 50.000 Menschen sein. Macierewicz machte deutlich, dass diese Miliz eine gute Gegenstrategie gegen den „hybriden Krieg, der von Russland ausgehe“, sei. Die Soldaten sollten eine so gute Ausbildung erhalten, um selbst den erfahrenen Speznas-Elitesoldaten der russischen Armee die Stirn zu bieten.
Die Freiwilligen sollen ein bis sechs Jahre in der Miliz dienen und können dann auf Wunsch in die reguläre Armee wechseln. Zuhause sollen die Milizionäre zwar Ausrüstung, aber keine Waffen haben. Jedoch sollen sie wissen, wo sie sich welche im Krisenfall beschaffen können. Für die physische Fitness sollen die Soldaten selbst zuhause sorgen.
Erste Brigade steht
Eine erste Einheit ist schon fast ausgehoben: Die 3. Brigade der Territorialverteidigung im Karpatenvorland entsteht gerade und soll zum Jahreswechsel 2016/17 anfangen zu arbeiten. Die Woiwodschaft Karpatenvorland liegt im Südosten Polens und grenzt an die Slowakei und die Ukraine. Mit der Brigade soll die Ostflanke Polens und damit der NATO gestärkt werden. Laut Verteidigungsministerium erhalte die Miliz neuestes Gerät, vergleichbar mit dem der Armee.
Inoffiziell berichten Medien, dass der Kauf von Schusswaffen, Fahrzeugen und weiterem Gerät bereits begonnen habe. Es gebe insgesamt schon rund 2.000 Freiwillige für die Miliz im Karpatenvorland. Viele stammen aus dem Schützenverband „Strzelec“, einer paramilitärischen Jugendorganisation in Polen. Ihre Ausbildung soll dann im nächsten Jahr beginnen. Die Karpatenvorland-Brigade soll am Ende rund 5.000 Soldaten zählen.
Aufwandsentschädigung und kaum Kritik
Obligatorisch werden zwei Übungstage im Monat sein. Die Soldaten erhalten 100 Zloty (ca. 22 Euro) pro Trainigstag. Für die „Erhaltung der Kampfbereitschaft“ gibt es weitere 300 Zloty (ca. 67 Euro). Der Schützenverband gibt jedoch an, seine Mitglieder würden aus Passion und nicht des Geldes wegen in die neue Miliz einsteigen.
Militäranalysten kritisieren, dass die genaue Gestalt der Territorialverteidigung unklar sei. Sie befürchten zudem Probleme bei der Ausrüstung und Versorgung der Truppen. Auch werden Fragen der niedrigen Bezahlung, der Rentenanwärterschaft und der Sicherung der Schusswaffen angesprochen. Große Kritik an der Militarisierung der Bevölkerung gibt es in den polnischen Medien und in der Gesellschaft offenbar nicht.
Bild: Verteidigungsminister Antoni Macierewicz (Archivfoto) // (cc) Kancelaria Premiera [Public Domain Mark 1.0]