Gestern hielt Donald Tusk seine erste Rede seit seinem Amtsantritt vor dem Europäischen Parlament. Danach ist er vom bekannten britischen Euroskeptiker Nigel Farage angegriffen worden. Dem neuen Präsidenten des Europäischen Rates wird vorgeworfen, er habe die jungen Polen von der Rückkehr ins Heimatland überzeugen wollen, sei aber selber zum Emigranten geworden.
Der ehemalige polnische Premierminister Donald Tusk ist Ende 2014 zum neuen Präsidenten des Europäischen Rates ernannt worden. Gestern hielt er vor dem Europäischen Parlament zum ersten Mal eine Rede in seiner neuen Funktion. Zunächst gedachte er der Opfer der Terroranschläge in Frankreich. Tusk betonte, wenn die Europäische Union nicht imstande sein werde, eine solide Sicherheitspolitik zu schaffen, werden die bereits geschaffenen Freiheiten – wie zum Beispiel die Schengen-Zone – gefährdet sein. Nach diesen Anschlägen begann in Europa erneut die Diskussion über die Sicherheit der Bürger und den Maßnahmen, die diese Sicherheit erhöhen könnten.
Nach Tusks Rede ergriff das Wort Nigel Farage – einer der bekanntesten Euroskeptiker aus Großbritannien und der Vorsitzende der euroskeptischen Partei für die Unabhängigkeit des Vereinigten Königreichs. Zunächst kritisierte er den Polen, er habe eine veraltete Vorstellung der EU und deren Zukunft. Auch seien die Debatten in Polen und Großbritannien zwei Seiten derselben Münze. In Polen ist die massive Auswanderung ein Problem, im Vereinigten Königreich – die Einwanderung.
Farage erinnerte ferner, dass seit dem Eintritt Polens in die EU etwa zwei Millionen Menschen ausgewandert seien, um besser zu verdienen und sich bessere Lebensverhältnisse zu sichern. Dann warf er Tus vor, dieser habe versprochen, dass die jungen Polen in ihr Heimatland zurückkehren werden. Stattdessen sei Tusk selber zum Emigranten geworden und dies auch aus finanziellen Gründen. Als polnischer Premierminister habe Tusk ca. 60.000 € jährlich verdient, nun seien es 300.000 € jährlich. Das sei wie ein Gewinn der Lotterie.
Nigel Farage hat nicht das erste Mal einen Präsidenten des Europäischen Rates beleidigt. Vor fünf Jahren griff er Herman Van Rompuy an, als dieser das Amt antrat. Damals bekam er dafür eine Geldstrafe. Heute sprach Farage in einem Interview viel milder über Donald Tusk. Er sagte, Tusk sei ein bekannter und geschätzter Politiker, im Gegensatz zu Van Rompuy, der eine unbekannte Person war, als er plötzlich eines der wichtigsten Ämter in der EU bekleidete.