Vor mehr als einem halben Jahr schlug ein Zerwürfnis im linken Spektrum des polnischen Parlamentes (Sejm) hohe Wellen. Janusz Palikot, Begründer und Vorsitzender der linksliberalen Palikot-Bewegung (RP), und Vize-Marschallin (der Posten ist vergleichbar mit dem Stellvertreter des Bundestagspräsidenten) Wanda Nowicka haben sich mehr als zerstritten. Den Konflikt trugen sie in der Öffentlichkeit aus – der Höhepunkt wurde erreicht, als Palikot sagte, dass “Wanda Nowicka vielleicht vergewaltigt werden möchte, aber nicht mit mir”. Damals ließ er Nowicka aus der Fraktion ausschließen und wollte sie darüber hinaus von ihrem Amt als Vize-Marschallin abberufen lassen, denn durch die Empfehlung der Palikot-Bewegung wurde sie dafür vom Parlament gewählt. Doch der Sejm stimmte der Abberufung nicht zu und RP hatte keine Vertretung mehr im Sejm-Präsidium.
Palikots Entschuldigung
Offenbar will Janusz Palikot nun einlenken – gestern sagte Palikot auf einer Pressekonferenz, er habe damals Nowicka überstürzt und viel zu emotional bewertet. Auch wolle er jetzt die Zeit der Streitigkeiten und Probleme beenden und einen neuen Abschnitt der Zusammenarbeit beginnen. Nowicka antwortet darauf hin durch die Medien, sie nehme die Entschuldigung an und freue darüber sich, dass Palikot das in aller Öffentlichkeit gemacht hat. Nowicka wolle jedoch nicht in die Fraktion zurück kehren und auch nicht in die Partei.
Nowicka ist eine führende Vertreterin der polnischen Feministinnen und somit für die Linke um Palikot von großer Bedeutung. Obwohl zurzeit auch Grabenkämpfe im linken Parteienspektrum in Polen ausgetragen werden, ist die Tendenz der Konsolidierung sichtbar. Denn im Mai 2014 sind Europawahlen – und eine geschlossene Linke hat bei weitem höhere Wahlchancen.