PiS plant Bildungsreform

Recht und Gerechtigkeit macht sich nach der gewonnen Wahl ans Werk. Es werden in mehreren Lebensbereichen große Änderungen geplant. Dazu gehört auch das polnische Schulsystem. PiS will nämlich möglichst schnell das aktuelle System abschaffen und das alte – mit 8 Jahren Grundschule und 4 bis 5 Jahren Oberschule – wieder einführen.

Joanna Kluzik-RostkowskaDas polnische Schulsystem in der gegenwärtigen Form existiert seit 16 Jahren. Am 1. September 1999 kam es unter der damaliger Regierung von Jerzy Buzek zu einer großen Reform im Bildungswesen. Es wurden die achtjährigen Grundschulen und vier- bis fünfjährigen Oberschulen abgeschafft. Seit dem gibt es in Polen Grundschulen mit sechs Klassen, Gymnasien mit drei Klassen und Oberschulen mit – je nach Art – drei bis vier Klassen.

Nach den neun Jahren – am Ende der gymnasialen Stufe – schreiben die Schüler eine Prüfung (umgangssprachlich „das kleine Abitur“ genannt). In den ersten Jahren bestand die Prüfung aus den geistes- und naturwissenschaftlichen Teilen, danach kam noch der dritte Teil – eine neuere Fremdsprache. Die Ergebnisse der gymnasialen Prüfung sind entscheidend bei der Aufnahme in die Oberschulen. Im Laufe der letzten 16 Jahre sind über 7,5 Tausend Gymnasien entstanden. Diese bieten mittlerweile auch verschiedene Profile an, je nach Interessen und Begabungen der Schüler.

Dieses neue Schulsystem wurde schon von Anfang an kritisiert. Es gab Einwände gegen die damit verbundenen Kosten sowie die Notwendigkeit der Erstellung neuer Bildungsprogramme. Das Problem bei den Gymnasien war und ist immer noch das schwierige Alter der Schüler. Die Gymnasien versammeln nämlich die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, also junge Menschen in der Pubertät. Darüber hinaus werden die Entscheidungen über die zuküntigen Studien oder Karrierewege ein Jahr später getroffen als im alten System. Dies soll sich bald wieder ändern – Recht und Gerechtigkeit (PiS) möchte das alte System wieder einführen.

Reform für das nächste Schuljahr geplant

PiS hat nach der gewonnen Wahl viele Pläne und die Reformen im Bildungswesen sind hoch priorisiert. Laut den Aussagen der PiS-Vertreter soll das alte System schon am 1. September 2016 eingeführt werden. Doch Experten sind in diesem Thema nicht so optimistisch. Denn solche Änderungen lassen sich nicht von heute auf morgen vornehmen. Die Rückkehr zum alten System ist mit großen Kosten, der Erstellung neuer Bildungsprogramme, dem Erfassen neuer Lehrbücher sowie möglicherweise mit Entlassungen von Lehrern verbunden.

Die abtretende Bildungsministerin Joanna Kluzik-Rostkowska aus der Bürgerplattform (PO) kommentiert die PiS-Pläne negativ. Sie vertritt die Meinung, dass die Abschaffen der Gymnasien das eigentliche Problem nicht löst. Es werde doch weiterhin junge Leute im Alter von 13 und 16 Jahren geben und ihre Probleme würden bestehen bleiben. Wenn sie zurück in die Grundschulen geschickt werden würden, werden sie dadurch nicht braver, so Kluzik-Rostkowska. Sie meint auch, wenn diese Änderung doch vorgenommen wird, werde dieses zum Anfang des nächsten Schuljahres nicht möglich sein. Ob die Einführung des alten Systems überhaupt durchgeführt werden soll, müsse ferner von der Gesellschaft entschieden werden – beispielsweise in einem Referendum, sagte die Bildungsministerin.

Bild: Joanna Kluzik-Rostkowska // (cc) Maciej Śmiarowski/KPRM [CC BY-NC-ND 2.0] / Flickr