In Polen jagt ein Feiertag den nächsten. Am 1. Mai wurde der Arbeitertag gefeiert sowie 10 Jahre Mitgliedschaft in der EU. Gestern war „Tag der Nationalfahne“ und heute gedachte das Land der ersten europäischen Verfassung.
Seit einigen Tagen kommt Polen nicht aus den Feiertagen heraus. Alles begann am 1. Mai, der in Polen traditionell als Tag der Arbeit gefeiert wird. In Warschau fand die Hauptkundgebung statt; Mitglieder des Gesamtpolnischen Gewerkschaftsverbandes (OPZZ) und der Partei Bund der Demokratischen Linken (SLD) trafen sich im Stadtzentrum, um für gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Redner waren Jan Guz (OPZZ-Vorsitzender) und Leszek Miller (SLD-Vorsitzender). Letztes Jahr am 1. Mai hat eine Rede Millers für Aufsehen gesorgt, da er einen Souffleur benötigte, der ihm einzelne Sätze ins Ohr flüsterte. Aber dieses Jahr hat der SLD-Vorsitzende wohl seinen Text vorher gelernt und trug seine Rede, in der er sich für die Rechte von Arbeitern einsetzte, tadellos vor.
Ein Highlight der Veranstaltung war die Rede von Martin Schulz, der extra eingeflogen wurde, um die Sozialdemokratie in Polen an diesem Tag zu unterstützen. Martin Schulz war auch gekommen, um mit den Polen zehn Jahre Mitgliedschaft in der EU zu feiern. Danach gingen die rund fünftausend Demonstranten – die Veranstalter hatten mit über 20.000 Menschen gerechnet – durch die Straßen von Warschau zu einem in der Nähe des Parlamentes gelegenen Park, wo ein Picknick veranstaltet wurde. Musik gab es von Izabela Trojanowska, einer polnischen Pop-Ikone der 1980er Jahre.
Tag der Nationalfahne und Tag der Verfassung
Gestern wurde der „Tag der Nationalfahne“ gefeiert, an dem Regierungsgebäude sowie Gebäude von Behörden und Privathäuser mit Fahnen der Republik Polen geschmückt waren.
Und heute wird der Tag der Verfassung vom 3. Mai 1791 gefeiert. Es ist die erste demokratische Verfassung in Europa und die zweite auf der Welt – die Verfassung der USA kann auf 1787 zurückdatiert werden. Die polnische Verfassung hatte jedoch nur ein Jahr Bestand, da das zaristische Russland in Polen einmarschierte und es zur dritten Teilung in der polnischen Geschichte kam, die 123 Jahre anhielt.
Die zentralen Feierlichkeiten fanden heute auf dem Schlossplatz in der Altstadt von Warschau statt. Präsident Bronislaw Komorowski erinnerte an die Erlangung der Unabhängigkeit Polens und an die bisherigen 25 Jahre nach der Überwindung des Kommunismus, die er als gute Jahre bewertet.
Bild: Polnisches Außenministerium // (cc) Lukas Plewnia / Polen Heute [CC BY-SA 2.0] / Flickr