Gleich zwei Umfragen sorgen heute in Polen für Unruhe. Zum einen veröffentlichte TNS Polska eine Befragung, nach der mehr als drei Viertel der Polen pessimistisch in die Zukunft blicken. Zum anderen weist CBOS auf die Unbeliebtheit des Premierministers hin.
Nach der Befragung des Meinungsforschungsinstitutes TNS Polska bewerten 77 Prozent der Polen die Zukunftsentwicklung des Landes negativ; nur 13 Prozent schätzen die Entwicklung positiv ein. Und 76 Prozent der Befragten bewerten die wirtschaftliche Entwicklung negativ; demnach ist die Wirtschaft in einer leichten bis schweren Krise. Insgesamt 75 Prozent sind der Meinung, dass es schwierig bis unmöglich ist, eine Arbeit im Land zu finden. In Bezug auf den Vormonat hat sich die Bewertung der Polen bezüglich Zukunftsentwicklung (um 6 Prozentpunkte) und wirtschaftlicher Entwicklung (um 8 Prozentpunkte) deutlich verschlechtert.
Die Befragung wurde Anfang Oktober auf Basis einer repräsentativen Stichprobe von 1.000 Einwohnern Polens im Alter von mindestens 15 Jahren durchgeführt.
Kein Vertrauen zur Regierung
Die Befragung von TNS Polska deutet auch auf Einbußen in Bezug auf das Vertrauen gegenüber der Regierung hin, wenn eine weitere heute veröffentlichte Umfrage einbezogen wird. Das Meinungsforschungsinstitut CBOS veröffentlichte nämlich Zahlen, nach denen Premierminister Donald Tusk (Bürgerplattform, PO) und Vize-Premierminister Janusz Piechocinski (Polnische Bauernpartei, PSL) besonders schlecht abschneiden. Im Ranking der vertrauenswürdigsten Politiker belegt Tusk gerade mal Platz 10 – während der populistische Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit, PiS) Platz 6 für sich beansprucht. Platz 1 führt mit Abstand Präsident Bronislaw Komorowski an – das Amt hat jedoch in Polen, genauso wie in Deutschland, überwiegend nur einen symbolischen Einfluss auf die Politikgestaltung.
Die CBOS-Befragung wurde Anfang Oktober auf Basis einer repräsentativen Stichprobe von 1066 erwachsenen Polen durchgeführt.
Angst vor der Zukunft und Überraschungen
Naheliegend ist, dass die Bewertungen der Befragten mit der zunehmenden Armut in Polen einhergehen. Darüber hinaus kann die Regierung Tusk in ihrer zweiten Amtszeit keine überzeugenden Reformen und Politikkonzepte vorlegen. Vielmehr herrscht Zerstrittenheit, zum Beispiel in der Frage der Abtreibung oder beim Schächten.
Überraschend ist, dass Warschaus Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz (PO) auf Platz 4 der vertrauenswürdigsten Politiker gelandet ist. Denn die Volksbefragung zu ihrer Abwahl hat sie nur knapp durch die schlechte Wahlbeteiligung gewonnen. Interessant ist, dass Antoni Macierewicz den letzten Platz (15) belegt – durch sein Wirken versucht er eine Verschwörung aufzudecken, nach der der frühere Präsident Polens Lech Kaczynski in Smolensk umgebracht worden sein soll.