In Polen bereiten sich alle auf den morgigen Unabhängigkeitstag vor. Dann wird es wieder religiös-patriotisch im Land: Paraden, Märsche und Andachten. Wahrscheinlich wird es auch Ausschreitungen zwischen Neofaschisten und Antifaschisten geben. Janusz Palikot von der liberalen Palikot-Bewegung (RP) rief alle Polen auf, von Märschen abzusehen. Er sprach heute vor dem Denkmal von Roman Dmowski in Warschau, von dem aus die Rechte losmarschieren wird. Jenen Dmowski, Kontrahent von Volksheld Jozef Pilsudski und von der extremen Rechten sehr verehrt, nannte er einen „Faschisten, Nazi und Antisemiten“, dessen Statue nirgendwo in Polen stehen sollte. Die rechte Partei Solidarisches Polen (SP) war ihm vor, den guten Namen von Leuten, die den Staat symbolisieren würden, zu beschmutzen. Palikot solle endlich zur Verantwortung gezogen werden.
Erst jüngst erschien eine Untersuchung, nach der Patriotismus und tiefe Religiosität in Polen noch tief verwurzelt sind. Danach fühlen sich über 80 Prozent der Polen stark oder sehr stark mit dem Begriff „mein eigenes Volk“ verbunden. Auf die Frage nach dem wichtigsten Ereignis bzw. Feiertag in der polnischen Geschichte antworteten die Befragten am häufigsten mit „die Wahl Karol Wojtylas zum Papst“ (43%) und der „Jahrestag des Todes von Papst Johannes Paul II.“ (41%). Die erste republikanische Verfassung (25%), das Ende des Zweiten Weltkriegs (24%) oder gar die ersten halbfreien Wahlen 1989 (3%) liegen weit abgeschlagen. Die Umfrage war vom Zentrum der Ideen Johannes Pauls II. und dem Umfrageinstitut CBOS im Januar anhand einer Stichprobe von 1.000 Bürgern ab 15 Jahren im ganzen Land durchgeführt worden.