Nach einer Entscheidung der EU-Kommission soll die Pille danach nun in allen EU-Mitgliedsstaaten von der Rezeptpflicht entbunden werden. Die klerikalen Hardliner im katholischen Polen schäumen, die Zivilbevölkerung wird durch die Entscheidung gestärkt.
Die Pille danach ist ein Präparat, dass den Eisprung einer Frau verzögert. Damit kann die Befruchtung der Eizelle durch das Spermium verhindert werden. Hierbei wird das Thema Abtreibung, also das Abtöten einer schon befruchteten Eizelle, gar nicht tangiert. Das sagen sogar die deutschen katholischen Bischöfe.
Lange waren die zwei verfügbaren Produkte Ellaone und Pidana auch in Deutschland nur gegen Rezept, somit nach Konsultation mit einem Arzt, erhältlich. Was auf den ersten Blick als eher kleines Übel daher kommt, entpuppt sich schnell als wahre Stolperfalle. Denn die Pille danach sollte möglichst schnell eingenommen werden, der Zeitraum liegt je nach Pille zwischen 72 und 120 Stunden, besonders wirksam ist sie jedoch innerhalb der ersten 24 Stunden. Damit kann der Besuch am Wochenende in der Notaufnahme oder die Warteschlange beim Hausarzt zur Zitterpartie werden.
Ärgerlich ist das, da es keine zwingenden Gründe für die Rezeptpflicht gibt. Nun hat das die Europäische Kommission geändert – zumindest soll Ellaone in Kürze überall innerhalb der Staatengemeinschaft frei zugänglich sein. Nach Aussagen von Gesundheitsminister Hermann Gröhe sollen sogar beide Präparate nach der Beratung durch den Apotheker in Deutschland ohne Rezept gekauft werden könne.
„falsches Sexualverhalten“
In Polen hingegen schlagen die Uhren anders. Der Hardliner Prof. Bogdan Chazan, der schon früher Schlagzeilen machte, spricht von einer verheerenden Wirkung auf die Fruchtbarkeit der Frau, sollte in Polen die Pille danach rezeptfrei erhältlich sein. Dies fördere auch „falsches Sexualverhalten“, in dessen Folge Frauen das Präparat mehr als einmal im Monat nehmen und damit gegen die Empfehlung des Herstellers verstoßen würden. Ferner würden Geschlechtskrankheiten mit dem stärkeren Sexualtrieb zunehmen, so Chazan. Daher sollte die Rezeptpflicht weiter bestehen.
Mit dieser Meinung steht der Gynäkologe nicht alleine da. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind 37 Prozent der Polen gegen die Rezeptbefreiung und elf Prozent würden die Pille danach generell verbieten. Doch das lässt sich kaum verhindern, denn Experten zufolge sei das Urteil auch für Polen unmittelbar bindend. Dementsprechend werde Ellaone nach Erfüllung von bestimmten formalen Anforderungen in nächster Zeit in polnischen Apotheken frei zugänglich sein. Diese Meinung bestätigte das Gesundheitsministerium, wonach die polnische Regierung keinen Einfluss auf die Freigabe habe. Damit erleidet Polens klerikale Rechte einen schweren Schlag und die Zivilbevölkerung wird gestärkt.
Bild: Polnisches Gesundheitsministerium // (cc) Lukas Plewnia – polen-heute.de [CC BY 2.0] / Flickr