Polen verhandelt mit Russland über Gaspreise

Die staatlich kontrollierte PGNiG hat angekündigt, die Gaspreise mit Gazprom neu zu verhandeln. Das Unternehmen beruft sich dabei auf die niedrigen Preise auf den europäischen Energiemärkten. Die Verhandlungen erweisen sich jedoch als schwierig, da Gazprom langfristige Verträge mit PGNiG hat und die Preise geheim verhandelt werden.

Polen verbrauchte 2013 ca. 13,5 Mrd. m3 Erdgas. Davon musste das Land 76 Prozent importieren. Von dem importierten Erdgas stammten wiederum 78,2 Prozent aus Russland, Gazprom ist damit der größte Lieferant Polens. Der polnische Gasmarkt wird von der staatlichen PGNiG (Polnische Erdölbergbau und Gas Aktiengesellschaft) kontrolliert, die mit 94,4 Prozent eine Monopolstellung als Gasversorger auf dem heimischen Mark hat.

Aktuell zahlt PGNiG ca. 400 Dollar pro 1000 m3 für das russische Erdgas. Auf anderen europäischen Märkten sind 1000 m3 Erdgas jedoch bereits für etwas über 300 Dollar zu haben. Daher möchte Polen die Preise nachverhandeln. Da Gazprom diese aber mit jedem Kunden im Geheimen aushandelt, und diese sich nicht nach dem Ölhandel auf dem Aktienmarkt richten, existieren keine offiziellen Richtwerte für die Verhandlungen.  Dabei sank der Preis für 1000 m3 von ca. 500 auf besagte ca. 400 Dollar. Somit sind polnische Experten zuversichtlich. Die Verhandlungen werden sich jedoch schwierig gestalten, da Gazprom traditionell eine starke Stellung auf dem polnischen Energiemarkt hat und langfristige Verträge bestehen.

Gazprom ist traditionell stark auf dem polnischen Markt

Die energiepolitischen Handelsbeziehungen zwischen Polen und Russland gehen auf das Jahr 1993 zurück. Im Yamal-Vertrag wurde vereinbart, dass Gazprom von 1996 bis 2022 Erdgas an PGNiG liefert. Im daraus folgenden sog. Jahrhundertvertrag wurde die Lieferung von insgesamt 250 Mrd. m3 Erdgas an Polen vereinbart. Auf der Grundlage des Vertrages sollte Polen bis 2002 zunächst jährlich 6,3-6,9 Mrd. m3 Erdgas bekommen. Ab 2003 sollte die Menge auf 8,5 Mrd. m3 steigen und ab 2010 nochmals auf 14 Mrd. m3.

Mit diesem Abkommen wurde Gazprom dauerhaft zum größten Lieferanten mit einem Anteil von über 70 Prozent an der polnischen Gesamtversorgung. Tatsächlich bezieht Polen weit weniger Erdgas aus Russland, als es vertraglich könnte.

Tabelle PGNiG

Tabelle 1: PGNiGs Erdgasimporte 2007-2013; eigene Abbildung

Die Abhängigkeit überwinden

Um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, sucht Polen bereits seit 1999 nach Alternativen. Das Land hat seitdem Erdgas aus Norwegen, Tschechien und Deutschland importiert. Darüber hinaus soll bis Ende 2014 in Swinemünde (Ostseeküste) ein Terminal für Flüssiggas (LNG) fertiggestellt werden. Damit könnte der Energieträger aus den USA oder Katar importiert und so die Abhängigkeit von Russland weiter verringert werden.

Seit Anfang 2014 wird Fracking in Polen favorisiert. Der deutsche Nachbar fördert diese umstrittene Technologie und erhofft sich eine autarke Versorgung für die nächsten Jahrzehnte. Sollten sich US-Schätzungen bewahrheiten, könnte Polen durch Fracking unabhängig vom russischem Erdgas werden. Außerdem versucht PGNiG sich international aufzustellen. Mit ihrer Tochter PGNiG Sales & Trading GmbH (PST) ist das Unternehmen auch in Deutschland vertreten; seit 2013 konnten hier rund 50.000 Kunden gewonnen werden.

Doch ob alle Anstrengungen ausreichen, um die Abhängigkeit von Russland zu überwinden, werden die nächsten Jahre zeigen. Einfach scheint es nicht zu werden.