Polens Angst vor Sanktionen

Nachdem die Russen ein Importembargo auf bestimmte Obst- und Gemüsesorten verhängt haben, geraten die polnischen Apfelproduzenten in Panik. Die Opposition macht die Regierung verantwortlich. Letztendlich könnten ultrarechte Kräfte in Polen von dem Konflikt profitieren. Doch die EU könnte die Situation entschärfen.

Apfel-Polen-Heute„Bei Geld hört der Spaß auf.“ Diese alte Volkswahrheit bestätigt sich nun wieder in der Politik. Während noch vor kurzem polnische Politiker geschlossen für ein hartes Vorgehen gegen Russland plädierten, scheint sich die Stimmung jetzt zu wenden. Denn vor einigen Tagen wurde bekannt, dass aktuell ein russisches Importverbot für bestimmte Obst- und Gemüsesorten aus Polen in Kraft tritt. Der Apfelexport wird aller Voraussicht nach am härtesten betroffen sein.

Zwar rufen die Polen jetzt zu einer landesweiten Aktion auf, in der die Bevölkerung zum Essen von Äpfeln ermuntert wird, und geben damit eine positive Antwort auf das Importverbot, doch wird der Unmut unter den Apfelproduzenten stetig hörbarer. Für sich nutzen wollen das einige Politiker und schwenken rhetorisch um. „Wenn die Armee zum Krieg geht, dann ist es wichtig, dass es eine klare Antwort darauf gibt, was mit den Verletzten geschieht“, sagte Leszek Miller, Vorsitzender des Bundes der Demokratischen Linken (SLD), eher kryptisch auf einer Pressekonferenz im polnischen Parlament vor einigen Tagen.

Auch andere führende Politiker der Opposition, und zwar aus dem rechten und linken Lager, nehmen die polnische Regierung in Haftung. Dabei kommen auch antieuropäische Stimmen zu Wort. Demnach trage Polen die Hauptkosten für den Konflikt zwischen Russland und dem Westen, während Frankreich ungehindert Kriegsschiffe an den Feind liefere und ordentlich Kasse mache.

Polnische Äpfel über Umwege nach Russland?

Einige Kommentatoren und Vertreter der Apfelproduzenten sind der Ansicht, ein großer Teil der Äpfel käme sowieso – und zwar über Umwege – auf den russischen Markt. Wichtiger sei in dieser Hinsicht, wer an den Äpfel verdienen würde. Im Gespräch sind Exporteure aus den Niederlanden und aus Belgien, die sehr gute Kontakte in den Osten haben sollen.

Doch wie könnten wirtschaftliche Einbußen für das Land vermieden werden? Exporte in andere Länder? Sicher ist, dass es in Polen keine einfachen Antworten geben wird. Dreht sich die Stimmung in der Bevölkerung und wird Polen tatsächlich einer der Hauptlastenträger der Auseinandersetzung sein, könnte das weitreichende Verwerfungen nach sich ziehen. Schon jetzt sind ultrarechte Kräfte auf dem Vormarsch, die Klerikalisierung einiger Bevölkerungsteile fortgeschritten und die Regierung geschwächt.

Die EU hilft?

Um die Lage zu entschärfen kommen nun Entschädigungszahlungen der EU in Betracht. Landwirtschaftsminister Marek Sawicki (Bauernpartei, PSL) hat daher diese Woche bei der EU-Kommission einen Antrag auf Kompensation für Verluste gestellt, die durch den Importstopp der Russen verursacht werden.

Ein Sprecher der Kommission schloss daraufhin Zahlungen nicht aus, die Situation müsse jedoch erst analysiert werden.

Bild: Apfel // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0]