Politiker und Umfragewerte

Einer aktuellen CBOS-Umfrage zufolge vertraut über die Hälfte der polnischen Bürger den beiden Spitzenpolitikern Bronislaw Komorowski und Ewa Kopacz. Gleichzeitig stimmen nur ein Drittel der Polen der Regierung Kopacz zu und eine Mehrheit hätte lieber eine andere Person an der Regierungsspitze. Auch Komorowski konnte nur den zweiten Platz im ersten Wahlgang zur polnischen Präsidentschaft belegen. Die Regierungsbefürworter und Regierungsgegner halten sich die Waage. Damit steht jedoch Polen nicht alleine da. In Deutschland sinkt das Vertrauen in die Politiker und zur Regierungsarbeit ähnlich. Doch was sind die Gründe?

Sejm-Flagge // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / FlickrDer polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski genießt mit 75 Prozentpunkten noch immer das größte Vertrauen unter den polnischen Politikern. An zweiter Stelle, mit 51 Prozentpunkten, folgt Ministerpräsidentin Ewa Kopacz. Damit liegen beide Spitzenpolitiker weit vor ihren Kollegen, die sich in dem Bereich zwischen 15 und 40 Prozentpunkten bewegen. Trotz dieser Zustimmung landete Komorowski hinter Andrzej Duda (Recht und Gerechtigkeit, PiS), auf dem zweiten Platz im ersten Wahlgang zur polnischen Präsidentschaft.

In den CBOS-Umfragen zur Zustimmung zur polnischen Regierung sprechen sich in diesem Jahr nur etwas über 30 Prozent der Polen für die Regierung Kopacz sowie für Kopacz als Regierungschefin aus. Über 40 Prozent der Befragten sehen die Regierungsarbeit und Ewa Kopacz als Regierungschefin negativ, wobei im Januar noch 39 Prozent der Polen mit Kopacz als Regierungschefin zufrieden waren. Damit hatten die Zufriedenen einen Punkt mehr als die Unzufriedenen. Zwei Monate später sind zwar noch 37 Prozent der Befragten mit Kopacz als Regierungschefin zufrieden, doch ist die Anzahl der Unzufriedenen auf 47 Prozentpunkte angewachsen. Die negative Bewertung hängt unter anderem mit der empfundenen ökonomischen Situation der Polen zusammen. Nur 26 Prozent der Polen glauben, dass die aktuelle Wirtschaftspolitik ihre ökonomische Situation verbessern wird. Etwa 60 Prozent sind gegenteiliger Meinung.

Dieses Empfindet steht jedoch im Widerspruch zur tatsächlichen Entwicklung der polnischen Wirtschaft. Die EU-Kommission bescheinigt Polen eine positive ökonomische Entwicklung in den kommenden zwei Jahren.

So ist es auch in Deutschland

Ähnlich urteilen die deutschen Bürger über den Bundespräsidenten, die Bundeskanzlerin und die deutsche Politik. In das Amt des Bundespräsidenten haben einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge 72 Prozent des Deutschen vertrauen, in die Bundeskanzlern nur noch 65 Prozent. Mit dem deutschen Bundespräsidenten sind 76 Prozent der befragten zufrieden. Mit der Arbeit von Angela Merkel sind 70 Prozent und mit der Arbeit der Bundesregierung sind 54 Prozent der Befragten zufrieden. In Deutschland hat sich in den letzten Jahren die ökonomische Situation ebenfalls weiter verbessert. Dies spiegelt sich jedoch stärker in den Umfragewerten für die Bundesregierung und die Kanzlerin wider.

In beiden Ländern sichert bereits das Amt ein Vertrauensvorschuss. Der zweite Platz Komorowskis zeigt jedoch, dass die direkte Präsidentschaftswahl durch das Volk, wie sie in Polen praktiziert wird, überraschende Ergebnisse erzielen kann. Des Weiteren wird klar, dass die Zufriedenheit mit der Regierung in beiden Ländern von der ökonomischen Entwicklung abhängt. Dies wird wiederum vor allem in Deutschland sichtbar, wo die Kanzlerin trotz andauernder NSA-Skandale noch immer über hohe Zustimmungswerte verfügt.

Bild: Sejm-Flagge // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr