Mehr als 1.000 Personen nahmen am Marsch gegen Nationalismus und Faschismus in Warschau teil. Die Teilnehmer gedachten der Opfer der Reichskristallnacht 1938 in Deutschland und des Warschauer Ghettos. Die Demonstration war auch gegen den Aufmarsch der Nationalisten am Unabhängigkeitstag in zwei Tagen gedacht.
Heute marschierten mehr als 1.000 Personen gegen Nationalismus und Faschismus durch Warschau. Die Veranstalter wollten damit zum einen an die Reichskristallnacht vor 75 Jahren erinnern. Am 09. November 1938 war es in Deutschland zu Pogromen gegen Juden gekommen, in deren Folge über 400 Menschen starben und tausende Synagogen, Wohnungen und Geschäfte zerstört wurden. Die Kristallnacht war der Auftakt zum Holocaust, der systematischen Vernichtung der Juden in ganz Europa durch die Nazis.
Zum anderen erinnerte der Demonstrationszug konkret an die aus Warschau deportierten Juden. Dazu zog er vom Tor der Universität zum Umschlagplatz, von dem die Warschauer Juden in die Vernichtungslager, u.a. nach Auschwitz, verbracht worden sind. Die Antifaschisten folgten damit dem Weg des polnischen Arztes und Pädagogen Janusz Korczak und seiner Mitarbeiterin Stefania Wilczynska. Die beiden waren 1942 im KZ Treblinka ermordet worden. Sie hatten darauf bestanden, die 200 ihnen anvertrauten Waisenkinder beim Abtransport aus dem Ghetto zu begleiten.
Zeichen setzen gegen Faschismus
Zum Marsch aufgerufen hatten die antifaschistische Koalition „Gemeinsam gegen Nationalismus“, dem unter anderem die Gewerkschaft OPZZ und die Jungen Sozialisten angehören. Der Vize-Vorsitzende der OPZZ Andrzej Radzikowski sagte, man wolle auf die Bedrohung der Gesellschaft durch Faschismus und Nationalismus aufmerksam machen. Hitler sei mit Zustimmung der Bevölkerung an die Macht gekommen. Seiner Ansicht nach bedrohen heute in Polen ebenfalls erstarkende rechtsradikale Bewegungen die Demokratie. Ähnlich äußerte sich die Vizemarschallin des Sejm Wanda Nowicka. Sie betonte, es gäbe an vielen Orten durch Rechte Übergriffe gegenüber Linken, Ausländern, Homosexuellen und Feministinnen. Dies sei nicht hinzunehmen.
Während des Protestes kam es zu keinen Zwischenfällen. Für den polnischen Unabhängigkeitstag am 11. November ist in Polen eine große Demonstration der Nationalisten angekündigt. Dort werden wie letztes Jahr neben den offiziellen Feierlichkeiten wieder rechtsextreme und neofaschistische Gruppen durch die polnische Hauptstadt ziehen. Linke Gegendemonstrationen sind mit Ausnahme der heutigen keine angekündigt.