Im Herzen der polnischen Hauptstadt, vor dem Präsidentenpalast, gedachten heute PiS-Parteigänger unter Leitung von Jaroslaw Kaczynski den Opfern der Flugkatastrophe von Smolensk. Wie an jedem zehnten Tage des Monats sprach Kaczynski davon, dass das Unglück ein Attentat gewesen sei. Seine Worte wurden von Gegenprotesten begleitet. Die Teilnehmer beider Kundgebungen mussten von der Polizei getrennt werden.
Seit dem Wahlsieg der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) wird die polnische Gesellschaft immer mehr gespaltet. Einige Soziologen und Politologen sind sogar der Meinung, dass selbst zu kommunistischer Zeit die Polen nicht so immens in zwei Lager geteilt waren. Dies ließ sich gestern in der polnischen Hauptstadt Warschau wieder beobachten. Es ist zu einer gewissen Tradition geworden, dass die Befürworter des Vorsitzenden der Partei Recht und Gerechtigkeit sich am zehnten jedes Monats zusammentreffen, um der Opfer der Katastrophe des Regierungsflugzeugs Tu-154 vom 10.04.2010 zu gedenken.
So war es auch gestern. Nach der Heiligen Messe zu Ehren der Opfer versammelten sich die Teilnehmer um den PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski beim Präsidentenpalast. Dort sprach der konservative Parteichef davon, dass er und seine Partei seit über sechs Jahren darum kämpfen, die Wahrheit zu entschleiern und zu beweisen, dass der Flugzeugabsturz in Smolensk kein Zufall war. Dann versprach er, dass für die Opfer Denkmäler gebaut würden und dass die Schreie der Gegner ihn nicht stören würden. Kaczynski betonte auch, dass diejenigen, die „die Wahrheit verleugnen wollen“ moralische Konsequenzen und in Fällen, wo die Gesetze gebrochen werden, auch juristische tragen würden.
Doch außer dem Kreis der Befürworter von Kaczynski gingen auch seine Gegner auf die hauptstädische Straßen, um ihr Missgefallen zu demonstrieren. Sie riefen während seiner Rede: „Eine Katastrophe ist kein Terroranschlag“ und „Finger weg von den Gräbern“. Letzteres ist eine Anspielung auf die aktuelle Exhumierungen der Opfer von Smolensk. Schließlich kam es zwischen den Demonstranten beider Seiten zu Handgreiflichkeiten und ein Polizeieinsatz blieb nicht aus. Erst am späten Abend gingen die Demonstrierenden auseinander, doch die zentralen Straßen blieben nach wie vor gesperrt.
Bild: Polnische Fahne und Adler // (cc) P.Tracz/KPRM [Public Domain Mark 1.0] / Flickr