Regenbogen erneut in Flammen

Gestern brannte wieder einmal der Regenbogen am Platz des Erlösers in Warschau. Doch der Brand konnte schnell gelöscht werden, der Schaden ist minimal. Doch warum wird die Installation, die zur polnischen EU-Ratspräsidentschaft 2011 errichtet wurde, Gegenstand stetigen Vandalismus?

RegenbogenAm frühen Donnerstagmorgen kurz vor fünf Uhr passierte es erneut: Der Regenbogen am Platz des Erlösers im Zentrum Warschaus stand in Flammen. Erneut war er angezündet worden. Doch diesmal waren es mutmaßlich keine Nationalisten, Homophobe oder Hooligans, die sich einen Spaß daraus machten, gemeinschaftliches Eigentum zu zerstören. Denn während der Aktion gab es keine Schreie, keine Manifestationen der eigenen Anschauung. Alles passierte sehr schnell. Die drei Männer liefen über den Kreisverkehr zum Regenbogen, der mit Kunstblumen geschmückt ist, und setzten ihn in Brand. Danach verschwanden sie.

Doch nur fünf Meter der Installation, die ursprünglich zur polnischen EU-Ratspräsidentschaft 2011 von der Künstlerin Julita Wojcik konzipiert wurde, brannten ab. Denn gleich nachdem die Flammen anfingen zu wüten, kamen Mitarbeiter eines unmittelbar am Platz des Erlösers gelegenen Restaurants zur Hilfe und löschten zusammen mit der am Objekt fest installierten Sprinkleranlage das Feuer.

Täter gefasst – Nachspiel für Ordnungskräfte

Kurze Zeit nach dem Vorfall wurden die drei Täter in den Straßen Warschaus gefasst. Tatkräftig mit half dabei mitunter das rund um den Platz des Erlösers installierte Überwachungssystem. Es stellte sich heraus, dass die circa 40-Jährigen betrunken waren und es sich wahrscheinlich um eine Art Scherz handeln sollte.

Die Beweggründe der Feuerteufel treten jedoch in den Hintergrund, in den medialen Fokus gerät das Ordnungsamt. Zum Tatzeitpunkt nämlich stand ein Wagen des Ordnungsamtes in unmittelbarer Nähe des Regenbogens; in ihm befanden sich zwei Beamte, die das kontroverse Kunstwerk bewachen sollten. Die Staatsbediensteten stehen nun unter Beschuss. Zwar sind die Konsequenzen noch nicht bekannt gegeben worden – dafür bedarf es schließlich einer ausdauernden Untersuchung –, doch fordern Kommentatoren aus dem Sicherheitsbereich die Entlassung der Beamten aus dem Staatsdienst, sollte sich tatsächlich herausstellen, dass sie schliefen.

Warum das ganze Theater?

Kennt man die innerpolnischen Konfliktlinien nicht, sind einige Fragen erlaubt: Warum das ganze Theater? Wieso wird einer Regenbogen-Installation so viel Aufmerksamkeit geschenkt?

Nach der Errichtung des Regenbogens am Platz des Erlösers, wurde dieser durch klerikale und nationalistische Kräfte als Symbol der LGBT-Bewegung umgedeutet und ist seitdem stetiges Ziel von Anfeindungen und Vandalismus.

Mehrfach wurde der Regenbogen schon angezündet und letztendlich vollständig zerstört. Für circa 25.000 Euro ist die Installation im April dieses Jahres neu errichtet und am 1. Mai offiziell fertiggestellt worden. Bisher sind einige Versuche der Beschädigung des Kunstwerkes verhindert worden, gestern hat es jedoch nicht geklappt.

Ein Trost bleibt für die Warschauer Stadtverwaltung: Im Rahmen der Neuerrichtung des Regenbogens wurden Zerstörungen antizipiert. So kauften die Beamten zusätzliche Kunstblumen, die nun für die Behebung des Schadens eingesetzt werden.

Bild: Regenbogen einige Tage vor dem Brand // (cc) Lukas Plewnia / Polen Heute [CC BY-SA 2.0] / Flickr