Regierung bereitet Weg für Atomkraft

Nach einer vom Wirtschaftsministerium bestellten Studie ist die Zustimmung zur Atomkraft in Polen gestiegen. Während sich Anfang des Jahres 51% der Polen für die Atomkraft aussprachen und 45% dagegen, stimmen nun schon 56% (+5) dafür und nur 40% (-5) dagegen. Damit belegt das Ministerium seine eigene Überzeugungskraft: Im März hatte es die Kampagne „Lerne das Atom kennen – Reden wir über Polen mit Energie“ gestartet. In Folge dieser laut Ministerium von unabhängigen Institutionen konzipierten „Aufklärungskampagne“, die einen „lebhaften Dialog mit der Gesellschaft“ ermöglichen sollte, ist sogar die Zustimmung zu Atommeilern in der direkten Nachbarschaft gestiegen. Inzwischen könnten sich 41% (+5) der Polen ein AKW in der eigenen Ortschaft vorstellen.

In den drei Powiaten (Landkreisen) im Norden des Landes, in denen der erste Atommeiler stehen könnte, wurden zusätzliche Befragungen durchgeführt. Auch hier ist die Zustimmung zur Atomenergie gestiegen, im Landkreis Koszalin in Westpommern von 40% auf 45%. In der dortigen Gemeinde Mielno war im Februar per rechtlich nicht bindendem Referendum der Bau eines Atomkraftwerks in dem Dorf Gaski noch zu 95% abgelehnt worden.

Die aktuelle Regierung plant, zwei Kraftwerke mit einer Leistung von je 3.000 MW durch das polnische Energieunternehmen PGE zu bauen. Die Fertigstellung wird für 2023/24 angepeilt und soll an die 8,5 bis 9 Mrd. Euro kosten. Ziel ist es, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu senken. Momentan nutzt Polen zur Energiegewinnung hauptsächlich Stein- und Braunkohle (über 50%) sowie Erdöl und -gas (über 35%). Letzteres wird zu fast 90% (Erdöl) bzw. 60% (Erdgas) aus Russland importiert. Noch bis ins Jahr 2022 ist Polen an einen langfristigen Kaufvertrag mit Gazprom gebunden. Immer wieder kommt es dabei zu Unstimmigkeiten bei den Preisen. Zuletzt hatte Gazprom im November dieses Jahres Polen nach dessen Klage vor einem internationalen Schiedsgericht einen Preisnachlass auf das importierte Gas eingeräumt.