Sikorski wird nicht kandidieren

Der ehemalige Außenminister und Parlamentspräsident Radoslaw Sikorski gab heute bekannt, dass er in den Parlamentswahlen im Herbst nicht starten wird. Die Entscheidung soll er im Einvernehmen mit seiner Familie getroffen haben. Dieser Entschluss wundert vor allem PO-Politiker, weil Sikorski nach wie vor mit einer recht hohen Unterstützung rechnen könnte.

Radoslaw Sikorski ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der polnischen Politik. Im Laufe seine Karriere bekleidete er schon mehrere höhere Ämter, unter anderem das des Verteidigungs- und Außerministers sowie das der zweitwichtigsten Person im Land, des Parlamentspräsidenten. Umso mehr wundert die am Montag getroffene Entscheidung, bei den nächsten Parlamentswahlen nicht kandidieren zu wollen. Diesen Entschluss hat Sikorski auf seinem Twitter-Konto veröffentlicht. Dabei bedankte er sich bei der Stadt Bydgoszcz, auf deren Liste er zur Wahl stand.

Vor einem Monat ist Sikorski von seinem Amt als Parlamentspräsident zurückgetreten – dieser Schritt hing mit der Veröffentlichung von Details zum Abhörskandal zusammen. Als Begründung für den Verzicht auf die Kandidatur in den Parlamentswahlen sagte Sikorski, er tue dies für das Wohl der Bürgerplattform (PO), weil sie die einzige Partei sei, um die seit Jahren erarbeitete Position Polens aufrechtzuerhalten.

Ewa Kopacz überrascht

Premierministerin Ewa Kopacz gab heute zu, dass die Entscheidung von Sikorski sie sehr überrascht hat. Sie respektiere diese aber, weil sie souverän und eigenständig von ihm gefällt wurde. Sie beurteile diesen Schritt als einen großen Verlust für die polnische Politik. Ewa Kopacz meint aber auch, dass ihr Parteikollege noch die Politik vermissen und höchstwahrscheinlich irgendwann zurückkommen werde.

Auch die aktuelle Parlamentspräsidentin Malgorzata Kidawa-Blonska bedauerte Sikorskis Verzicht. Dabei erinnerte sie daran, dass er bei den letzten Wahlen eine hohe Unterstützung von über 90.000 Wählern hatte. Sie verstehe aber, dass die letzten Monate besonders schwierig für ihn waren und dass er sich nun zurückziehen möchte. Sie bestätigte ebenso, dass Sikorski diese Entscheidung selber getroffen hatte.