Es war ein turbulenter Tag für den Bund der Demokratischen Linken: Zunächst verstarb der ehemalige Parteichef und Ministerpräsident Jozef Oleksy. Dann wurde Ex-Parteichef Napieralski seiner Parteirechte enthoben und Magdalena Ogorek zur Präsidentschaftskandidatin gekürt.
Heute morgen ist im Alter von 68 Jahren der ehemalige Ministerpräsident Jozef Oleksy gestorben. Er war von 1995 bis 1996 Regierungschef in Warschau, musste aber zurücktreten, nachdem Anschuldigungen laut wurden, er wäre ein sowjetischer oder russischer Spion. Diese Anklagen erwiesen sich später als haltlos. Ab 2001 war er Parteichef des Bundes der Demokratischen Linken (SLD) und 2004 bis 2005 auch kurze Zeit Sejmmarschall. Erneut musste er dieses Amt niederlegen, weil ein Gericht es als erwiesen ansah, dass er in den 1970er-Jahren für den Inlandsgeheimdienst gearbeitet hatte. 2007 schließlich verließ er auch den SLD, weil er sich in heimlich mitgeschnittenen Gesprächen über Parteifreunde ausgelassen hatte. 2010 trat er jedoch wieder ein. Nun verlor er den Kampf gegen den Krebs.
Napieralski der Parteirechte enthoben
Ein anderer SLD-Politiker ist derweil heute seiner Parteirechte enthoben worden. Es handelt sich dabei um Grzegorz Napieralski, der von 2008 bis 2011 Parteichef und 2010 auch Präsidentschaftskandidat der Partei gewesen war. Grund seiner Bestrafung sind einerseits Finanzunregelmäßigkeiten der Partei in der Wojewodschaft Westpommern, aus der Napieralski stammt. Andererseits wird ihm parteischädigendes Verhalten in den Medien vorgeworfen. So hatte er die Partei zuletzt mehrfach kritisiert und einen Neuanfang gefordert. Dies war schließlich genug für Parteichef Leszek Miller, der Napieralski absägte. Aus Protest gegen den Kurs von Miller verließen jedoch einige hochrangige Politiker den SLD.
Neben diesen Nachrichten trat eine andere fast zurück: So wurde heute die neue Kandidatin des SLD für die Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr bestimmt. Nach dem Willen der SLD soll Magdalena Ogorek ins Belvedere, das Präsidentenschloss, einziehen. Ogorek ist promovierte Geisteswissenschaftlerin, Kirchenhistorikerin und TV-Moderatorin. Darüber hinaus hat sie unter anderem das Büro von Grzegorz Napieralski geleitet und erfolglos auf der SLD-Liste für den Sejm kandidiert. Sie wolle die gute Tradition der polnischen Linken fortführen und sei ein Symbol der jungen, europäischen Generation in Polen, so Parteichef Miller. Ogorek werden geringe Chancen ausgerechnet, sie will aber ab sofort auf Werbetour in der linken Szene gehen.