Die Militärstaatsanwaltschaft hat ihren Bericht zum Flugzeugabsturz von Smolensk vorgelegt. Hauptschuldige seien demnach die Piloten, die im Nebel nicht hätten landen dürfen. Doch auch die russischen Lotsen wollen die Ermittler wegen möglicher Verfehlungen gerne noch befragen.
Heute hat die Militärische Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz ihren Bericht zu den Hintergründen des Flugzeugabsturzes von Smolensk 2010 vorgelegt. Nach Ansicht der Ermittler liegt die Hauptschuld bei der Crew der Regierungsmaschine. Diese hätte bei den Witterungsbedingungen, die am Flughafen von Smolensk herrschten, niemals ein Landemanöver einleiten dürfen. Dazu habe auch beigetragen, dass sich kabinenfremde Personen im Cockpit befunden hätten. So soll etwa General Andrzej Blasik Druck auf die Crew ausgeübt haben, zu landen. Beim zu niedrigen Anflug habe die Maschine dann mehrere Bäume touchiert und sei unkontrollierbar geworden.
Die Theorie einer Explosion an Bord lasse sich nach Ansicht der Experten nicht nachweisen. Auch der technische Zustand des Flugzeuges und der Gesundheitszustand der Crew hätten nichts zur Katastrophe beigetragen. Allerdings wollen die polnischen Ermittler zwei russischen Fluglotsen eine Teilschuld zusprechen.
Russische Fluglotsen sollen befragt werden
Einer der Lotse solle sich wegen „Herbeiführung der unmittelbaren Gefahr eine Luftfahrtkatastrophe“ vor Gericht verantworten. Der zweite müsse sich wegen der „fahrlässigen Herbeiführung eines Flugzeugabsturzes“ verantworten. Man wolle die beiden Lotsen gerne verhören und habe sich daher ans Außenministerium gewandt, sagte der Chef der Warschauer Militärstaatsanwaltschaft Ireneusz Szelag. Nach Ansicht der Militärstaatsanwaltschaft hätten die beiden Lotsen die polnische Crew frühzeitiger warnen müssen. Auch hätte der Flughafen von Smolensk aufgrund der nebligen Wetterverhältnisse geschlossen werden müssen. Die russische Ermittlungskomission hat diesen Anschuldigungen bereits widersprochen. Ihrer Ansicht nach lasse sich den beiden Lotsen keine Schuld zuweisen.
Die Untersuchungen des Flugzeugunglücks, bei dem unter anderem Staatspräsident Lech Kaczynski ums Leben kam, werden von polnischer Seite noch fortgeführt. Wahrscheinlich werden sie auch 2015 nicht abgeschlossen. Die Ermittler warten unter anderem noch auf Informationen zu den Landesystemen aus den USA.