Smolensk: Vierter Jahrestag der Katastrophe

Heute sind genau vier Jahre seit dem Flugzeugabsturz bei Smolensk vergangen. Bei dem Unglück sind der Präsident Lech Kaczynski, seine Frau und 94 weitere Personen aus Politik und Gesellschaft ums Leben gekommen. Aus diesem Anlass wurden in Warschau Gedenkfeiern veranstaltet. Doch wieder war die tiefe Teilung nicht zu übersehen. 

Die Feierlichkeiten fingen bereits am Morgen an. Vor dem Denkmal zu Ehren der Opfer des Flugzeugabsturzes fand ein ökumenisches Gebet statt, es wurden alle Namen der verstorbenen vorgelesen. Die Vertreter der polnischen Regierung – Premierminister Donald Tusk, seine Stellvertreterin Elzbieta Bienkowska und die Warschauer Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz sowie die Familien der Opfer legten Kränze nieder. Zur gleichen Zeit besuchte die Tochter des verstorbenen Präsidentenpaares Marta Kaczynska die Grabstätte ihrer Eltern in Krakau.

Im Zentrum der polnischen Hauptstadt organisierte der Verein Solidarisierte 2010 einen Gedenkmarsch. An der Veranstaltung nahmen rund 300 Menschen teil. 96 der Teilnehmer hielten Bilder aller Opfer hoch, die anderen trugen Transparente mit den Parolen wie: „der ehemalige Präsident ist in Russland ermordet worden“ oder mit der Anforderung, eine NATO-Ermittlung zur Klärung der Katastrophe einzuführen.

Tiefe Teilung in der Gesellschaft

Der Zwillingsbruder von Lech Kaczynski ergriff gegen 17 Uhr vor dem Präsidentenpalast in Warschau das Wort. Kaczynski betonte, dass die Anwesenden nicht nur Trauer und Erinnerungen verbinden würden, sondern auch der Glaube an die Wahrheit. Die Wahrheit sei die Grundlage der polnischen Zivilisation und Gesellschaft. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass die polnische Identität aus dem Christentum erwachsen sei – und in der Religion seien doch die Worte „die Wahrheit wird euch frei machen“ von besonderer Bedeutung. Am Ende sagte Kaczynski, dass Wahrheit und Sieg einhergehen würden und Polen den Weg gehen müsse, den der verstorbene Präsident begonnen habe.

Mit seinem Auftritt verwies Kaczynski auf die von ihm und seinem Umfeld vertretene These, dass das Flugzeugunglück eigentlich ein Attentat auf den Präsidenten sei und die Folge von zwei Explosionen im Flugzeug geschah. Unterstellt wird oft, dass die aktuelle Regierung um Donald Tusk Mitschuld daran sei.