Schon seit einiger Zeit trat das Thema Smolensk – also der Flugzeugabsturz des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski – in den Hintergrund des politischen Disputs in Polen. Die rechtsklerikale Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) konzentrierte sich eher auf die Kritik der Regierung in Bezug auf das große Staatsdefizit; auch hat die Regierungspartei durch innere Streitigkeiten zwischen dem ehemaligen Justizminister Jaroslaw Gowin und Premierminister Donald Tusk selbst für genügend negative Presse gesorgt.
Nun kehrt Smolensk aber zurück auf die Tagesordnung – diese Woche Donnerstag sollen ein polnischer Staatsanwalt und vier Sachverständige vom Unfallort nach Polen zurückkehren. Sie waren dort seit dem 22. Juli und haben über 250 Proben gesichert. Im Grunde geht es darum, Skeptiker um Jaroslaw Kaczynski, Zwillingsbruder von Lech Kaczynski und PiS-Vorsitzender, davon zu überzeugen, dass das Flugzeugunglück auf schlechte äußere Umstände und menschliches Versagen zurückzuführen ist und keine anderen Ursachen hatte. Erst kürzlich wurden Untersuchungen vorgestellt, die keinen Hinweis auf einen Sprengstoffanschlag liefern, ganz entgegen früheren Berichten der polenweiten Tageszeitung Rzeczpospolita.
Macierewicz klagt an
Seit einiger Zeit erhebt eine Parlamentariergruppe um den PiS-Politiker Antoni Macierewicz schwere Vorwürfe. Demnach soll es sich bei dem Flugzeugabsturz um einen Anschlag mit zwei Explosionen gehandelt haben – Präsident Kaczynski sei somit umgebracht worden. Macierewicz und seine Anhänger gehen von einer Beteiligung russischer Stellen an dem angeblichen Anschlag aus. Daher sagte Macierewicz gestern auf einer Pressekonferenz, die Proben dürften unter keinen Umständen in die Hände russischer Staatsanwälte gelangen und ferner sollen Bevollmächtigte einiger Familien der Opfer des Flugzeugabsturzes an der Analyse der Proben beteiligt werden.
Wann die neuen Proben analysiert werden und ein Gutachten der Öffentlichkeit vorgestellt wird, ist noch unklar.