Kein Sprengstoff an Bord der Tupolew

Zum Absturz der Präsidentenmaschine 2010 bei Smolensk präsentierte heute die Oberste Armeestaatsanwaltschaft (NPW) Ergebnisse einer intensiven Untersuchung von Proben, die an der Unglücksstelle gesammelt worden waren. Bereits im Dezember letzten Jahres waren von Russland aus über 200 Boden- und Wrackproben nach Polen geliefert worden. Seitdem wurden sie im Zentralen Kriminallabor der Polizei in Warschau eingehend untersucht. In den Proben fanden die Ermittler keine Spuren oder Rückstände von Sprengstoffen. Stattdessen entdeckten die Experten Spuren von Nitroglyzerin aus Herzmitteln und nichtexplosive Chemikalien, höchstwahrscheinlich aus Kunststoffbauteilen der Tupolew. Die Ermittler wollten aber dennoch kein abschließendes Urteil abgeben, denn im Juli und August werden sie noch in Russland selbst weitere Untersuchungen durchführen.

Keine Beweise für Anschlag

Die Ermittler widersprechen damit erneut allen Anhänger der Anschlagstheorie, die vor allem im rechtsklerikalen Parteienspektrum forciert wird – auch wenn die Anhängerschaft selbst dort mehr und mehr schwindet. Eine Gruppe um den Abgeordneten der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Antoni Macierewicz beschuldigt seit langem Russland, mit Hilfe der Regierung Donald Tusk die Präsidentenmaschine gesprengt zu haben. Im November 2012 veröffentlichte die Rzeczpospolita einen Artikel, in dem von Sprengstoffspuren auf den Trümmern des Wracks die Rede war. Beweise konnten bisher weder von der Rz noch von Macierewicz geliefert werden. Die Armeestaatsanwaltschaft versicherte daher auch gleich, dass man sich sehr sicher sei, dass die Proben aus Russland nicht manipuliert seien.

Die polnische Botschaft in Moskau erhielt zudem heute von russischer Seite sieben Waffen überreicht, die den Agenten des Regierungsschutzbüros (BOR) gehört hatten, welche Präsident Lech Kaczynski auf dem Flug begleitet hatten. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Polen und Russland waren in Folge der Katastrophe immer wieder auf die Probe gestellt worden, weil sich Russland aus polnischer Sicht viel zu viel Zeit mit den eigenen Untersuchungen lässt – die Überreste des Flugzeugwracks sind noch immer nicht in Polen.