In den nächsten Parlamentswahlen kämpfen gleich zwei Politikerinnen um das Spitzenamt in Polen. Doch wie werden Premierministerin Ewa Kopacz und PiS-Politikerin Beata Szydlo von der Öffentlichkeit betrachtet? Konnten und werden sie sich profilieren können?
Gender? In Polen ein Unwort. Und doch kommt man zurzeit aus dem Staunen nicht mehr heraus. Premierministerin Ewa Kopacz erhält eine Gegenkandidatin: Beata Szydlo, Abgeordnete im polnischen Parlament (Recht und Gerechtigkeit, PiS) und enge Mitarbeiterin des gerade gewählten Präsidenten Andrzej Duda. Damit stehen sich zwei Frauen gegenüber und es ist schon jetzt klar: der nächste polnische Premierminister wird eine Premierministerin.
Für das erzkatholische Land, dass seine Geistlichen wie die Inder ihre Kühe verehrt, ist das eine herausragende Entwicklung. Aber wird sich auch das Land verändern, dasnoch immer von einem quasi Patriachat gelenkt wird?
Alle Fäden in der Hand
Dies ist zu bezweifeln, denn selbst als Regierungschefin hat es Kopacz schwer, den richtigen Kurs zu finden. Ihr haftet zudem der Makel an, dass sie nicht im Rahmen von Parlamentswahlen an ihre Position kam, sondern quasi hochgerückt ist, als Donald Tusk sich nach Brüssel verabschiedete. Daher hat sie sich in den Augen der Öffentlichkeit als Anführerin noch nicht beweisen können und büßt damit an Autorität ein.
Und auch Szydlo sieht sich ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt. Kommentatoren und politische Beobachter beschreiben sie als eher unauffällige Politikerin, die immer im Windschatten der führenden Köpfe mitschwamm. Sie gilt ferner auch nicht als besonders charismatisch, redegewand oder taktisch versiert.
Nachdem bereits verkündet war, dass das PiS-Mitglied die Spitzenpolitkerin in den anstehenden Parlamentswahlen sein wird, bekräftigte sie abermals die Führerschaft von Jaroslaw Kaczynski, dem Vorsitzenden von Recht und Gerechtigkeit. Dieser sei der unangefochtene Führer der vereinigten Rechten. Könnte es unter diesen Vorzeichen für eine Premierministerin Szydlo überhaupt möglich sein, als eigenständige Regierungschefin zu agieren?
Dies ist eher unwahrscheinlich. Näher an der Realität wäre ein schneller Wechsel an der Spitzte nach möglichen gewonnen Wahlen. Dann wäre nämlich Kaczynski schnell mal Premierminister – und viele würden sich an die Zeit zwischen 2005 und 2007 erinnert fühlen.