Superministerin für Europa

Die höchsten Ämter innerhalb der EU wurden in den letzten Wochen verteilt und auch das Europaparlament tagt bereits. Nun müssen noch die EU-Kommissare bestimmt werden. Für Polen ist Vize-Premier Elzbieta Bienkowska im Rennen. Doch welches Kommissariat wird sie erhalten?

Polnische Medien feierten Sie einst als Superministerin, ihr Ausspruch „Sorry, wir haben so ein Klima“, mit dem Sie Zugverspätungen aufgrund des Wetters kritisierte, ging wie ein Gewitter durch die Medien: Elzbieta Bienkowska, Vize-Ministerpräsidentin und Ministerin für Infrastruktur und Entwicklung, ist zu einer medialen Lichtgestalt geworden. Premierminister Donald Tusk schätzt sie für ihre Fähigkeiten, obwohl ihre hemdsärmelige Art gelegentlich zu Verwerfungen innerhalb der Medien führte.

Nun geht auch ihr Weg weiter: Tusk deute gestern an, Bienkowska habe große Chancen auf das Amt der EU-Kommissarin für Binnenmarkt und Dienstleistungen. Doch sicher sei das erst, wenn die Entscheidung gefallen ist, sagte Jerzy Buzek, polnischer Ministerpräsident a.D. und aktueller MdEP, in einem Fernsehinterview. Auch werde die Zusammensetzung der Kommission erst am kommenden Mittwoch vorgestellt und nicht wie erst erwartet am Montag.

Bienkowskas Nominierung verstimmt hauptsächlich die Abgeordneten der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die prozedurale Bedenken vorweisen, aber auch die Eignung der Ministerin in Frage stellen, sollte sie ein anderes EU-Kommissariat erhalten. Schließlich stünde noch längst nicht fest, welchen Bereich in der EU-Kommission Bienkowska erhalten werde. Diese Meinung deckt sich mit vielen Medienberichten, die über die Besetzung der Kommission spekulieren. Einig ist man sich jedoch darin, dass die Nominierung einer Frau nur auf einen wichtigen Posten hindeuten kann. Denn Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wird nachgesagt, auf eine ausgeglichene Besetzung der zukünftigen Kommission zu achten, in der es keine Übermacht der Männer geben soll.