Die transsexuelle Sejmabgeordnete Anna Grodzka ist der Parlamentsgruppe „Stoppt die Gender-Ideologie“ beigetreten. Die Vorsitzende Beata Kempa will sie aber wieder ausschließen, weil sie Streit befürchtet. Grodzka versicherte jedoch, sie wolle konstruktiv diskutieren.
Die Sejmabgeordnete Anna Grodzka (Deine Bewegung, TR) hat sich der Parlamentsgruppe „Stoppt die Gender-Ideologie“ angeschlossen. Das wäre keine große Nachricht, wenn Anna Grodzka nicht früher einmal Krzysztof Begowski geheißen hätte. Die erste transsexuelle Abgeordnete ist eine der prominentesten Persönlichkeiten der LGBT-Bewegung in Polen.
Ihr Beitritt zur Antigender-Gruppe kann daher auch eigentlich nur als politisches Zeichen gewertet werden. Die Gruppe sieht Gender nämlich als gefährliche „Ideologie“ an und will „die traditionelle Familie schützen“. Dem kleinen Kreis um die Abgeordnete Beata Kempa (Solidarisches Polen, SP) sind daher bisher auch nur Abgeordnete der rechtsklerikalen SP beigetreten.
„Ernsthafter Dialog“
Anna Grodzka selbst sagte heute, auch sie wolle die Gender-Ideologie bekämpfen – allerdings diejenige, die von den Bischöfen verbreitet werde. Ihr liege ebenfalls viel daran, die traditionelle Familie zu schützen, auch wenn es zwischen ihr und den anderen Abgeordneten unterschiedliche Auffassungen gäbe, was eine Familie sei. Sie zähle jedoch darauf, dass „die gläubigen und anderen gegenüber offenen Leute in der Gruppe“ zum Dialog bereit seien.
Die Gruppenvorsitzende Beata Kempa äußerte jedoch bereits Bedenken. Ihrer Ansicht nach hätte sich Grodzka der Gruppe nur angeschlossen, „um einen Streit anzuzetteln“. Daher soll die LGBT-Aktivistin aus dem Kreis ausgeschlossen werden.
Die Debatte um den Begriff „Gender“ hatte nach dem Hirtenbrief der Bischöfe zu Weihnachten in Polen an Fahrt aufgenommen. Klerikale Kräfte sehen in Gender eine Ideologie, die die traditionelle Familie zerstöre und Kinder traumatisiere. Liberale Kräfte und Wissenschaftler verteidigen den Begriff jedoch als wissenschaftliche Kategorie und Untersuchungsgegenstand des „sozialen Geschlechts“.
Bild: Antigender-Schild auf einer Demonstration (2014) // (cc) Lukas Plewnia / Polen Heute [CC BY-SA 2.0] / Flickr