Premier Tusk verklagt Zeitschrift NIE

Wie einige Agenturen melden, hat Ministerpräsident Donald Tusk heute eine Klage vor einem Warschauer Gericht gegen den Herausgeber des satirischen Wochenmagazins NIE eingereicht. Tusk fühlt sich durch einen Artikel, der Ende März in dem Journal erschienen war, angegriffen. Die Klage, die Tusk als Privatperson stellt, lautet auf „Verletzung persönlicher Güter“: NIE habe „den Premier in den Augen der Öffentlichkeit herabgewürdigt und als eine Person ohne jede ethischen Standards dargestellt“. Daher fordert Tusk eine öffentliche Entschuldigung, die in der NIE und auf weiteren Internetportalen der Herausgebergruppe veröffentlicht werden soll.

NIE sorgt immer wieder für Aufsehen

Der betroffene Artikel ist ein Stenogramm eines heimlichen Mitschnittes von Gesprächen, die Tusk und andere Politiker während des Fußballspiels Polen-Ukraine im März geführt haben sollen. Diese Gespräche, bei denen Tusk und Parteifreund Grzegorz Schetyna unter anderem sehr abfällig über Lech Walesa, Fußballfans und den Papst sprechen, haben definitiv so nicht stattgefunden: Jerzy Urban, Chefredakteur und Eigentümer des antiklerikalen, linksgerichteten Wochenmagazins NIE, erklärte, bei dem betreffenden Artikel handele es sich um einen Aprilscherz. Für Verwirrung sorgte jedoch, dass der Artikel bereits am 29.03. veröffentlicht wurde (NIE erscheint jeweils freitags), daher verbreitete er sich besonders im Internet sehr schnell.

Der Publizist und Satiriker Jerzy Urban sorgt immer wieder für Aufruhe unter Politikern. Schon 2002 war er von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) wegen Beleidigung des Papstes verklagt worden. Urban hatte vor der Reise von Johannes Paul II. diesen unter anderem als „lebende Leiche“ bezeichnet. 2005 wurde er für schuldig befunden und zu einer Zahlung von 20.000 Zloty (rund 5.000 Euro) verurteilt.