Ukraine: Tusk fordert Aufarbeitung der Geschichte

Donald Tusk gedachte heute bei einer feierlichen Zeremonie der polnischen Opfer der Ukrainischen Aufstandsarmee UPA. Dabei forderte er die Ukraine auf, ehrlicher mit ihrer Geschichte umzugehen. Polen werde helfen, um die Ukraine zu demokratisieren und an europäische Standards heranzuführen.

Die Beziehungen zwischen der Ukraine und Polen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind eigentlich selten auf Augenhöhe geführt worden. Polen betrachtete die Ukraine immer als eigenes Einflussgebiet, auf das es nach Belieben einwirken kann. Nach der Einbindung in die EU und NATO hat sich Polen noch nachhaltiger im eigenen Interesse um die Ukraine bemüht. Polens Politiker fühlten sich seither verantwortlich dafür, die Ukraine an die westlichen Institutionen zu binden.

Daher durfte sich die Ukraine auch heute wieder von Polens Ministerpräsident Donald Tusk belehren lassen. Dieser sagte, dass eine gute und sichere Zukunft für Polen und die Ukraine davon abhänge, wie sehr Polen und Ukrainer ihre Geschichte verstanden hätten. Nach den Worten des Premiers sei die polnische Sicherheit und Verwurzelung in Europa nur möglich, weil man in Europa ehrlich und offen über die Vergangenheit rede. Hier hätten Deutschland, Polen und Frankreich entscheidenen Anteil.

Polen will Ukraine helfen

Tusk führte weiter aus, dass die Polen den Ukrainern dabei helfen könnten, „mit ihrer Geschichte fertig zu werden“. Man werde die Ukraine dabei unterstützen, „demokratisch, unabhängig und ganzheitlich“ zu sein – ein Hinweis auf die jüngsten Entwicklungen im Nachbarland. Die Ukraine müsse jedoch die „europäischen Standards“ entwickeln, die es auch in Polen gäbe, so der Regierungschef.

Konkreter Anlass der schulmeisterlichen Rede von Tusk war das Gedenken an die Opfer der ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) in Rudka (nahe der Grenze zur Ukraine). 1944 ermordete die nationalistische UPA, die auch mit der deutschen Wehrmacht kollaborierte, dort 58 Personen bei der „Befriedung“ des Dorfes. Schätzungsweise sind im Zweiten Weltkrieg und kurz danach zwischen 80.000 und 185.000 Polen durch die UPA umgebracht worden. Eines der größten UPA-Kriegsverbrechen an der polnischen Zivilbevölkerung ist in Polen als „Massaker in Wolhynien“ bekannt.