Unabhängigkeitstag: Krieg in Warschau

Auch am diesjährigen Unabhängigkeitstag kam es in Warschau zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ultrarechte Demonstranten zogen marodierend durch die polnische Hauptstadt. Diese Demonstration hatte mehr Teilnehmer als der offizielle Staatsakt.

Der 11. November ist in Polen Nationalfeiertag. Gefeiert wird die Gründung der Zweiten Republik am 11. November 1918 – nach 123 Jahren der Teilung und Abhängigkeit. Wie jedes Jahr rief Präsident Bronislaw Komorowski zu einem Marsch durch die Hauptstadt Warschau auf. Einige tausend Menschen folgten diesem Aufruf und marschierten patriotische Lieder singend durch die Straßen der polnischen Hauptstadt.

In seiner Rede sagte Präsident Komorowski, dass das Rezept für die Unabhängigkeit Polens laute: Familie, Wirtschaft, militärische Sicherheit und europäische Integration. Man wolle an diesem Tag feiern. Dabei dürfe man auch anderer Meinung sein, sich gegenseitig aber nicht hassen. Diese Aussage zielte auf die andere, die ultra-nationalistische Demonstration ab.

Nazis und Hooligans in Warschau

Genauso wie in den vorherigen Jahren hatte auch das rechtsradikale Lager zu einem Unabhängigkeitsmarsch aufgerufen. Und wie jedes Jahr kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, als sich die teilnehmenden Nazis, Hooligans und Faschisten Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Die Teilnehmerzahl der rechten Demo wird auf bis zu 50.000 geschätzt.

Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden mehr als ein Dutzend Menschen – darunter 12 Polizisten – verletzt, melden die polnischen Medien. Über 200 Personen sind verhaftet worden. Die Schadensbilanz ist enorm: zerstörte Bushaltestellen; Straßen, deren Pflastersteine zum Werfen entfernt wurden; herausgerissene Straßenschilder; angezündete Autos. Dazu warfen die Ultrarechten immer wieder Leuchtraketen, Bengalos und Flaschen auf die Polizei, Journalisten und kleine Gruppen von Gegendemonstranten.

Die Demonstration zeigt wieder einmal, dass Polen ein sehr großes Problem mit dem rechten Mob hat. Von Jahr zu Jahr werden die rechten Demos größer. Inzwischen finden sich dort mehr Teilnehmer als am offiziellen Umzug des Präsidenten. Obwohl diese Demonstration bereits viele nationalistische Züge aufweist, wird sie von den Nazis, Hooligans und Faschisten noch als „links“ betrachtet. Bei der aktuellen Entwicklung jedoch dürften in einigen Jahren noch schlimmere Folgen als lediglich Verletzte zu befürchten sein.