Verkaufsoffene Sonntage bald verboten?

Wer mal übers Wochenende nach Polen reist, wundert sich, dass am Sonntag fast alle Geschäfte den ganzen Tag offen sind. Menschen tummeln sich in Shopping Malls der großen Städte und auch in kleinen Orten kann man bequem den Einkauf erledigen, der die ganze Woche warten musste. Lediglich an gesetzlichen Feiertagen wie Ostern müssen die Geschäfte geschlossen bleiben. Eine Ausnahme bilden kleine Geschäfte, in denen der Besitzer hinter der Ladentheke steht. Diese dürfen auch an Feiertagen öffnen.

Die Gesetzesinitiative

Rechtsklerikale Politiker wollen das nun ändern – grundsätzlich sollten demnach die Geschäfte am Sonntag geschlossen bleiben. So stellen sich das Politiker der rechtsklerikalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) vor, die heute eine entsprechende Gesetzesinitiative auf einer Pressekonferenz im polnischen Parlament vorstellten. PiS ist die größte Oppositionspartei im Parlament, daher würde aufgrund der Kräfteverhältnisse es normalerweise nicht reichen, um das eigene Gesetz durchzubringen. Doch auch Politiker anderer Parteien haben sich dem angeschlossen. Und dass die Regierungsmehrheit wackeln kann, hat erst kürzlich eine Abstimmung über eine Gesetzesnovelle im Justizwesen gezeigt, bei der Premierminister Donald Tusk eine herbe Niederlage erlitt.

Auf der heutigen Pressekonferenz stellten die Abgeordneten auch eine Umfrage vor, nach der 77 Prozent der Bevölkerung für ein Verbot des Handels an Sonntagen sei. Dieses erscheint jedoch nicht verwunderlich, denn schon seit Jahren kritisieren Beschäftigte und Medien die schlechten Arbeitsbedingungen im Einzelhandel. Von Betriebsräten oder Gewerkschaften keine Spur, die Löhne betragen oft ein bis zwei Euro die Stunde und darüber hinaus gehört unbezahlte Mehrarbeit zum Standard. Kritiker der Begrenzung der Ladenöffnungszeiten sehen die wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsplätze in Gefahr.