Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa hat sich in die Diskussion um eingetragene Lebenspartnerschaften eingeschaltet. In einem Fernsehinterview gab er zu verstehen, dass er gleiche Rechte für Homosexuelle ablehnt. Seiner Meinung nach solle eine Minderheit nicht der Mehrheit auf der Nase herumtanzen und der Gesellschaft ihre Vorstellungen aufzwingen. Homosexuelle sollten höchstens in den Außenbezirken der Städte für ihre Rechte demonstrieren – ansonsten würden „meine Kinder und Enkel von einer Minderheit verwirrt werden“, so der tiefreligiöse 69-Jährige. Auf die eigentlich rhetorische Frage, ob er auch homosexuelle Abgeordnete im Parlament in die letzte Reihe verbannen würde, antwortete Walesa mit „Ja, am besten noch hinter die Mauer.“ Mit Robert Biedron sitzt ein bekennender schwuler Abgeordneter und LGBT-Aktivist für die Palikot-Bewegung (RP) im Parlament.
Walesa kritisierte in dem Interview auch die aktuelle Situation im Land, in der es den Polen zunehmend schlechter gehe. Zwar gebe es jetzt Freiheit, aber er habe nicht für ein Polen gekämpft, das dann von den Politikern abgewirtschaftet wird.
Aufregung über Worte des Solidarnosc-Helden
Die Worte von Walesa über Homosexuelle haben in den Medien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Einige Kommentatoren fragten sich, ob Walesa überhaupt ein Demokrat sei; andere warfen ihm vor, einer aktiven Diskriminierung und Ghettoisierung von Schwulen das Wort zu reden.
Lech Walesa ist 1943 geboren worden. Er war ursprünglich Elektriker auf der Lenin-Werft in Danzig, in der er später zum Streikführer und Gründer der Solidarnosc-Gewerkschaft (Solidarität) aufstieg. Mehrmals verhaftet gab er den Kampf gegen die kommunistischen Machthaber nicht auf und erhielt 1983 dafür den Friedensnobelpreis, den seine Frau entgegennahm, weil Walesa fürchtete nicht ins Land zurückgelassen zu werden.
Später nahm Walesa an den Gesprächen am Runden Tisch teil, bei denen er mit der Regierung den Weg zu ersten halb-freien Wahlen aushandelte. 1990 wurde er zum ersten Staatspräsidenten der neuen Dritten Polnischen Republik gewählt. Dies Amt bekleidete er bis 1995. Während seiner Amtszeit löste er mehrere politische Krisen aus und verlor durch seinen Politikstil und die radikale Transformation im Land zunehmend Unterstützung in der Bevölkerung. Nach seiner Niederlage in der Wahl gegen Alexander Kwasniewski zog er sich aus der aktiven Politik zurück, kehrte 2000 noch einmal erfolglos zu den Präsidentschaftswahlen zurück, und widmet sich seitdem dem Leben als „elder statesman“. Dabei sorgt er mit seinen Aussagen und Aktionen immer wieder für Irritationen.