Gerade ist in der Bürgerplattform der Machtkampf zwischen der abtretenden Premierministerin Ewa Kopacz und ihrem Außenminister Grzegorz Schetyna entbrannt. Doch Schetynas Chancen scheinen nicht sehr groß, obwohl Kopacz durch die Wahlschlappe angezählt ist.
Wenn eine Partei Wahlen verliert, dann ist oft auch die Führungsspitze betroffen, die die Wahlniederlage zu verantworten hat. Das ist besonders der Fall, wenn eine Regierungspartei abgewählt wird. Nach den herben Verlusten der Bürgerplattform (PO) zeichnet sich nun in dieser Partei eine solche Situation ab.
Die abtretende Premierministerin Ewa Kopacz denkt nicht daran, ihren Posten als PO-Vorsitzende zu räumen. Gleichzeitig werden in der oppositionellen Partei Stimmen laut, die Umbrüche fordern und sie vor eine Zerreißprobe stellen. Allen voran ist Grzegosz Schetyna, einer der schärfsten Widersacher von Kopacz und letzter Außenminister in ihrer Regierung, der nun den Vorsitz in der Partei anstrebt.
Schetyna der Machtmensch
Dieser Schritt war vorhersehbar, denn Schetyna erhebt schon lange Ansprüche auf den Vorsitz und arbeitete hinter den Kulissen kräftig gegen die Premierministerin. Den Posten des Außenministers bekam er als Versuch der Integration in ihre Machtstrukturen. In einem Fernsehinterview sagte der PO-Politiker heute, es gehe nicht um die Schwäche von Kopacz oder um die Eliminierung einer Person. Etwas gehe zu Ende, etwas Neues solle beginne. Er wolle die PO bis zur nächsten Wahl in drei Jahren neu aufbauen und dabei mit der gesamten Partei kooperieren.
Doch in der Person Schetyna vereinen sich Eigenschaften, die ihm das Erreichen der selbst gesteckten Ziele besonders schwer machen könnten, obwohl Kopacz durch die Wahlschlappe bereits angezählt ist. Zwar ist der Vollblutpolitiker sehr effektiv, wenn es um parteiinterne Machkämpfe geht, doch ist er in der Bevölkerung nicht sehr beliebt. Auch Parteiintern kann dieser Machtmensch nicht alle Lager auf sich vereinen. Zudem glänzt Schetyna nicht gerade mit Sachverstand. Als Außenminister blieb er in der Regel im Hintergrund, ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Radoslaw Sikorski.
Wann es zur Entscheidung kommt, steht noch aus.
Bild: Ewa Kopacz und Grzegosz Schetyna // (cc) Maciej Śmiarowski/KPRM [CC BY-NC-ND 2.0] / Flickr