Sport verbindet über Grenzen hinweg, und keinem anderen Sport kommt dabei in Europa größere Bedeutung zu als dem Fußball. Das gilt für Polen genauso wie für den großen Nachbarn Deutschland. In dem fast 38 Millionen Einwohner zählenden osteuropäischen Land gibt es seit 1919 einen nationalen Fußballverband. Ligen wurden ein Jahr später gegründet, und der Beitritt zur FIFA erfolgte bereits 1923.
Fast ein Jahrhundert später ist die Begeisterung für den Sport geblieben. Das gilt nicht nur für die Lotto Ekstraklasa, das Oberhaus im polnischen Profifußball, auf das die meisten Fußballwetten abgeschlossen werden, sondern auch für die unteren Ligen. Obwohl Polen es im FIFA-Vergleich nie in die Spitzenränge geschafft hat, können sich die Resultate der Nationalmannschaft durchaus blicken lassen.
Das erste Länderspiel in ihrer Geschichte bestritt die polnische Elf im Jahr 1921 gegen Ungarn. Das Freundschaftsspiel endete mit einer 0:1 Niederlage, aber die Weichen für den Sport waren gestellt. Seit 1938 hat Polen bei acht Weltmeisterschaften sein Können auf höchster Ebene unter Beweis gestellt. Zwei Mal schafften sie es dabei bis auf den dritten Platz. Bei der WM 1974 schlugen sie in Deutschland den Rekordweltmeister Brasilien mit einem sensationellen 1:0. Acht Jahre später triumphierte die polnische Elf in Spanien mit einem 3:2 Sieg über das Fußballschwergewicht Frankreich. Der neunte WM-Auftritt steht dem polnischen Kader im Wüstenstaat Katar bevor. Am 22. November 2022 fällt für die Elf der Anpfiff in Gruppe C gegen Mexiko.
Auf europäischer Ebene hat sich Polen vier Mal bei der EM beweisen dürfen. Bestes Ergebnis war dabei das Erreichen des Viertelfinales 2016 in Frankreich. Bis zum Elfmeterschießen hielt sich die Mannschaft gegen die hochfavorisierten Portugiesen, die schließlich den Titel holten.
Ihre schönsten Stunden hatten die polnischen Kicker aber von jeher bei den olympischen Spielen. Gleich zwei Silbermedaillen, nämlich 1976 in Montreal und 1992 in Barcelona, waren die Belohnung für das Nationalteam. Der krönende Moment war allerdings schon lange vorher gekommen. Bei der Olympiade 1972 in München schafften die Kicker es bis ganz nach oben auf dem Siegertreppchen und gewannen verdient die Goldmedaille.
Spitzenleistungen bringen die Kicker des Landes noch heute. Wenn auch die Vereine der Lotto Ekstraklasa es nicht mit den Schwergewichten der europäischen Topligen aufnehmen können, sieht das für Spieler aus Polen ganz anders aus.
Ein unbestrittener Superstar im internationalen Fußball ist dabei Nationalmannschaftskapitän Robert Lewandowski. Für Polen versenkte der jüngst vom deutschen Rekordmeister Bayern München zum FC Barcelona gewechselte kickende Star in bislang 132 Spielen insgesamt 76-mal den Ball im Netz. In der deutschen Bundesliga, in der Lewandowski die vergangenen zwölf Jahre erst für Borussia Dortmund und dann für Bayern München im Sturm angetreten war, ist seine Legende längst gesichert. Mit 312 Toren und 40 Elfmetern steht er mit schier unaufhaltbarem Abstand auf Platz 2 der ewigen Torschützenliste. Nur Gerd Müller war mit 365 Toren und 51 Elfmetern noch erfolgreicher. Kein anderer noch aktiver Spieler fällt auch nur ansatzweise in die gleiche Klasse wie die beiden. Selbst der Drittplatzierte, Klaus Fischer, brachte es im Laufe seiner Kickerlaufbahn lediglich auf im Vergleich bescheidene 268 Tore und 10 Elfmeter.
Zu den Stars der polnischen Nationalmannschaft gehörte lange Zeit auch der ebenfalls in der deutschen Bundesliga zu den prominenten Kickern zählende Jakub Blaszczykowski. Der einstige Dortmund-Stammspieler brachte es im Laufe seiner Karriere auf 235 Spiele im deutschen Fußballoberhaus. Seit 2019 spielt er wieder in seiner Heimat bei Wisla Krakau.
Aber Fußball ist nicht der einzige Sport, der in Polen populär ist. Zunehmend interessieren sich immer mehr Leute für Volleyball, und zwar als Hobbyathleten genauso wie als Zuschauer. Zu verdanken hat der Hallensport das auch dem Erfolg der polnischen Nationalmannschaft auf internationaler Ebene. Die Volleyballherren sind derzeit eines der besten, wenn nicht gar das beste Team weltweit. Schon bei der ersten Volleyballweltmeisterschaft 1949 belegten sie den vierten Platz. Seitdem hat kaum ein großes Turnier ohne die polnischen Athleten als ernstzunehmende Gegner stattgefunden. So wie die Fußballherren auch, haben die Volleyballer eine olympische Goldmedaille geholt, wenn auch vier Jahre nach den Kickern, 1976. Hinzu kommen Weltmeistertitel 1974, 2014 und 2018, der Europameistertitel 2009, der Weltliga-Titel 2012 und Dutzende von Endrundenteilnahmen.
Auch im Wintersport mischen polnische Athleten erfolgreich mit. In der hohen Tatra und dem Riesengebirge haben Skispringer und Skiläufer gute Trainingsmöglichkeiten, was zur Popularität der Disziplinen beiträgt. Vor allem der Skispringer Adam Malysz hat dabei Sportgeschichte geschrieben. Er gewann 2000/2001 die Vierschanzentournee und ist außerdem Gesamtweltcupsieger und Weltmeister geworden.
Eishockey ist ebenfalls eine beliebte Sportart in Polen, deren Anhängerzahl stetig wächst.
Aber auch Sportarten mit Jahrhunderte alten Traditionen haben sich in dem Land halten können. Die meisten davon zählen zu den Pferderennen, wie das aus dem Mittelalter stammende Rochwist, bei dem die Reiter einen Lorbeerkranz erobern müssen.
Im Vergleich dazu ist der Fußballsport eher eine junge Disziplin, aber eine, die voller Begeisterung fast überall betrieben wird. Sport verbindet über die Grenzen hinweg.