Polens Leichtathleten schreiben Geschichte. Das erste Mal stehen sie am Ende einer Europameisterschaft im Medaillenspiegel ganz oben. Deutschland und Großbritannien belegen Plätze zwei und drei. Russland nahm nicht teil.
Die Leichtathletik-Europameisterschaft fand vom 6. bis zum 10. Juli 2016 im Amsterdamer Olympiastadion statt. Das war die 23. Ausführung seit 1928. 1469 Athleten aus 49 Ländern nahmen an 44 Wettbewerben teil. Bei all dem Getümmel hätte kaum einer gedacht, dass die Polen am Ende auf Platz 1 stehen werden. Sie erlangten 12 Medaillen, davon 6 goldene. Deutschland belegte den 2. Platz mit 16 Medaillen, davon allerdings nur 5 in Gold. Großbritannien beendete den Wettbewerb auf dem 3. Platz ebenfalls mit 16 Medaillen.
Trivia
Russland war wegen der massiven Dopingfälle nicht mit dabei. Der Weltverband IAAF untersagte den russischen Sportlern sogar das Betreten des Stadions. Eine solche Strafe wurde noch nie für eine ganze Nation verhängt.
Eine andere Nation sorgte ebenfalls für viel Aufsehen. Während die Türkei bei der EM 2014 den letzten Platz mit einer Bronze-Medaille belegte, stiegen ihre Sportler dieses Jahr auf Rang 4 mit 12 Medaillen (4 Gold, 5 Silber, 3 Bronze). Das verursachte viel Ärger im und außerhalb des Stadions. Der Grund liegt auf der Hand – die türkischen Leistungsträger kommen aus Kenia, Jamaika, Äthiopien, Kuba, Südafrika und Aserbaidschan. Man erinnere sich hierbei an die Handball-Weltmeisterschaft in Katar. Die katarische Nationalmannschaft belegte dabei den zweiten Platz, was so normalerweise nicht hätte passieren können. Sport ist in letzter Zeit zu einem von vielen Mitteln geworden, um das Image eines Landes aufzubessern. Die Effekte bleiben bisher noch aus.
Positiv für die polnischen Athleten ist die Tatsache, dass sie bei erhöhten Dopingkontrollen weltweit immer weiter nach oben steigen und keine schlechten Schlagzeilen in der Weltöffentlichkeit produzieren. Und während die Türken und Katarer Sportler im Ausland suchen müssen, bietet Polen die besten Sportler ihres Landes auf, die mit den Besten der Welt um die höchsten Plätze im Wettstreit stehen. Seit ein paar Jahren mit großem Erfolg.
Viele sind zudem verwundert, dass die Polen in zahlreichen Sportarten erhebliche infrastrukturelle Mängel aufweisen und trotzdem die ersten Plätze belegen und mit Ländern konkurrieren, dessen Sportlern es eher an nichts mangelt. Man stelle sich nur vor, wie erfolgreich die Polen sein könnten.
Bild: Polnische Flagge // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / polen-heute.de/Flickr