Robert Kubica gewinnt die 24 Stunden von Le Mans 2025

Am 15. Juni 2025 schreibt Robert Kubica Motorsportgeschichte. Gemeinsam mit Yifei Ye und Phil Hanson gewinnt er im gelben Ferrari #83 des Kundenteams AF Corse die 93. Auflage der 24 Stunden von Le Mans. Das Trio fährt 387 Runden auf dem Circuit de la Sarthe – und setzt sich am Ende mit einem knappen Vorsprung von 14 Sekunden gegen den Porsche #6 durch.

Für Kubica ist dieser Triumph nicht nur ein sportlicher Erfolg – sondern ein emotionaler Höhepunkt einer bewegenden Karriere.

Polnische FlaggeEin persönlicher Sieg mit Symbolkraft

Robert Kubica (im letzten Jahr nur Podium) ist der erste Pole überhaupt, der Le Mans im Gesamtklassement gewinnt. Damit reiht er sich in eine exklusive Liste der Langstreckensieger ein – und beweist, dass Comebacks auch nach dramatischen Einschnitten möglich sind.

Der ehemalige Formel-1-Pilot verunglückt 2011 bei einem Rallye-Unfall schwer und verliert fast seine rechte Hand. Jahrelang kämpft er sich über kleinere Serien, Tests und Einsätze zurück an die Spitze. Nach seinem Formel-1-Comeback 2019 mit Williams und Reserveeinsätzen bei Alfa Romeo richtet sich sein Fokus auf den Langstreckensport. 2021 verpasst er in Le Mans den Klassensieg in der LMP2 nur um Sekunden. 2023 wird er dort Klassensieger, doch erst jetzt – 2025 – gelingt ihm der ganz große Wurf: der Gesamtsieg.

Das Rennen – Spannung über 24 Stunden

Der Start erfolgt am Samstag um 16:00 Uhr – feierlich eröffnet durch Tennislegende Roger Federer, der die Trikolore schwenkt. Kurz danach fliegen Kampfjets der französischen Luftwaffe über die Strecke – Le Mans beginnt, wie es sich gehört: spektakulär. Die Pole-Position gehört Cadillac, doch bereits in der ersten Runde übernimmt der Porsche #6 die Führung. Ferrari startet kontrolliert. Der gelbe Kundenteam-Ferrari mit Kubica, Ye und Hanson hält sich zunächst zurück, schiebt sich aber bis zum Abend konsequent nach vorne.

Im Laufe des Abends etabliert sich Ferrari mit gleich drei Fahrzeugen an der Spitze: #50, #51 und #83 bilden zeitweise ein geschlossenes Trio. Während Toyota technische Probleme bekommt und Porsche aufholt, fährt der AF-Corse-Ferrari konstant, sauber und fehlerfrei. Kubica absolviert dabei lange Stints. In der Nacht meistert er anspruchsvolle Bedingungen bei einsetzendem Nieselregen, dichter Verkehr mit GT-Fahrzeugen und mehreren „slow zones“. Seine Erfahrung zahlt sich aus – er hält das Auto im Fenster und bringt es unversehrt durch die kritischste Phase des Rennens.

Mit dem ersten Licht des Tages spitzt sich das Duell an der Spitze zu. Porsche #6, mit Kevin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor, verkürzt Runde um Runde den Abstand auf den führenden Ferrari. Mehrfach wechselt die Führung nach Boxenstopps, doch Kubicas Team behauptet sich in den entscheidenden Phasen. Besonders Yifei Ye fährt einen fehlerlosen frühen Morgen-Stint – ein Schlüsselmoment des Rennens.

In den letzten vier Stunden entwickelt sich ein echter Thriller: Beide Teams setzen auf unterschiedliche Taktik. Porsche geht früh auf frische Reifen, Ferrari streckt den letzten Stint. Kubica übernimmt das Auto knapp zweieinhalb Stunden vor dem Ende – seine letzte Fahrt im Rennen. Trotz müder Hände und enormem Druck hält er den Rhythmus hoch. Seine Rundenzeiten bleiben konstant im 3:30er-Bereich – schnell genug, um Porsche auf Distanz zu halten, aber sicher genug, um Fehler zu vermeiden.

Als Kubica zum letzten Mal die Ford-Schikanen passiert und die Ziellinie überquert, beträgt der Vorsprung nur 14 Sekunden. Der Ferrari #83 gewinnt – und Kubica reißt jubelnd die Faust aus dem Cockpit.

Technik & Teamarbeit: Der Erfolg von AF Corse

Der Ferrari 499P ist ein Hybrid-Prototyp der sogenannten „Hypercar“-Kategorie. Er wird von einem V6-Turbomotor angetrieben, ergänzt durch ein 272-PS-Elektrosystem auf der Vorderachse. Das erlaubt temporären Allradantrieb und macht das Fahrzeug extrem effizient.

Im Unterschied zum Werksteam setzt AF Corse den Wagen als Kundenteam ein – mit begrenzten Ressourcen, aber in enger technischer Abstimmung mit Ferrari. Dass Kubicas Team als Privatmannschaft gewinnt, ist eine Sensation: Seit 2005 hat kein Kundenteam mehr Le Mans im Gesamtklassement gewonnen.

Ferrari wiederum feiert den dritten Le-Mans-Sieg in Folge – 2023 und 2024 siegte das Werksteam, nun gelingt der Erfolg mit einer neuen Crew, einem neuen Auto und einer neuen Strategie. Diese Breite an Siegleistungen unterstreicht die momentane Dominanz der Marke aus Maranello im Langstreckensport.

plaus geht auch an die Crew. Die AF-Corse-Boxenstopps laufen über 24 Stunden nahezu fehlerfrei. Auch im Funk bleibt das Team ruhig – ein Detail, das Kubica mehrfach lobend erwähnt.

Rahmenbedingungen & Publikum

Le Mans 2025 ist ein Zuschauermagnet. Über 300 000 Besucher reisen in die Sarthe – ein neuer Rekord. Besonders auffällig: viele polnische Fans, die eigens für Kubica anreisen und Transparente zeigen. Auch die chinesische Community feiert Yifei Ye euphorisch.

Neben Roger Federer sind zahlreiche Prominente vor Ort: Ex-F1-Weltmeister Alain Prost, Ex-Rallye-Star Sébastien Loeb und WEC-Botschafter Mark Webber. Die FIA nutzt das Wochenende, um die nächste Stufe der Nachhaltigkeitsstrategie zu präsentieren – inklusive E-Fuels und emissionsarmer Logistik.

Trotz gleichzeitigem Formel-1-Rennen in Kanada (wo Kubica 2008 gewann), richtet sich viel mediale Aufmerksamkeit auf Le Mans – auch in Polen. Dort berichten fast alle Sender live vom Sieg.

Wie geht es weiter?

Für Robert Kubica könnte Le Mans 2025 der Höhepunkt – aber nicht das Ende – sein. Er kündigt an, die restliche WEC-Saison mit AF Corse zu fahren. Ein Einsatz 2026 gilt als wahrscheinlich. Ob er nochmal zur Formel 1 zurückkehrt? Unwahrscheinlich – aber als Experte, Markenbotschafter oder Coach bleibt Kubica im Gespräch.

Ferrari hat derweil das Triple geschafft – drei Le-Mans-Siege in Serie. Die Konkurrenz, allen voran Porsche, Toyota und Alpine, wird 2026 mit neuen Konzepten kontern. Die Hypercar-Klasse steht vor ihrer nächsten Evolutionsstufe.

Fazit

Robert Kubica krönt eine außergewöhnliche Karriere mit dem wohl bedeutendsten Sieg seiner Laufbahn. Die 24 Stunden von Le Mans 2025 enden mit einem Resultat, das weit über Motorsport hinausstrahlt: ein Mann, der einst alles verlor, steht heute ganz oben auf dem Podium.

Sein Triumph ist ein Sinnbild für Ausdauer, Mut und Leidenschaft – und macht diesen 15. Juni 2025 zu einem Tag für die Geschichtsbücher.