Polen: Das neue Gaming-Mekka?

Polen ist mittlerweile der viertgrößte Exporteur von Videospielen weltweit und die positive Entwicklung hält an. Aktuelle Studien zeigen, dass die Verkaufszahlen von polnischen Videospielen 6,5 % der weltweiten Verkäufe ausmachen. Vor allem in England, Schweden und Deutschland können Gamer kaum genug von polnischen Spielen kriegen. Noch vor einigen Jahren hätte man sich eine solche Entwicklung kaum vorstellen können. Was ist passiert? Dieser und anderen Fragen wollen wir im Folgenden nachgehen.

Polnische FlaggeZugpferd CD Projekt, aber nicht nur

Polen ist der größte Exporteur von Videospielen in ganz Europa. Weltweit muss man sich nur hinter China, Japan und Hong Kong einordnen. Zwischen 2013 und 2018 ist der Export von Videospielen aus Polen um sagenhafte 3.180 % angestiegen!

Für den Erfolg polnischer Game-Hersteller in den letzten Jahren gibt es natürlich einige gute Gründe. Hier ist vor allem der Erfolg der Game-Franchise „The Witcher“ zu nennen. Das Spiel wurde vom Hersteller CD Projekt entwickelt und basiert auf den Büchern von Andrzej Sapkowski. Seit 2007 sind mehr als 40 Millionen Kopien der Game-Serie verkauft wurden. Netflix hat „The Witcher“ sogar verfilmt und die Reaktionen auf die bisher ausgestrahlten Episoden sind durchweg positiv. Insgesamt ist die Serie ein riesiger Erfolg und der polnische Gaming-Markt profitiert davon sehr stark.

Hinzu kommt, dass CD Projekt kurz davor steht, das nächste Highlight auf den Markt zu bringen. Cyberpunk 2077 ist eines der am meisten erwarteten Spiele des Jahres! Dies dürfte dazu führen, dass „Made in Polen“ im Gaming-Bereich nochmals einen positiven Schub erhält. Es ist aber nicht nur der Hersteller CD Projekt, der auf dem Gaming-Markt die polnische Flagge hochhält. Auch Unternehmen wie 4Experience bringen frischen Wind in die Gaming-Welt. 4Experience hat dabei seinen Fokus auf VR und AR gelegt und man gehört bereits zu wichtigsten Playern auf dem europäischen Markt.

Ausgeprägte Gaming-Kultur

Neben Gaming-Herstellern lockt aber auch die Poznan Game Arena internationale Besucher nach Polen. Hierbei handelt es sich um eines der bekanntesten Festivals für Computerspiele in Europa. Gleichzeitig ist das Event der Austragungsort für die Intel Extreme Masters, eine der größten E-Sport-Veranstaltungen der Welt. E-Sport wird immer beliebter und polnische Hersteller von Computerzubehör dürften sich vor Freude die Hände reiben. Polen ist auf dem besten Weg, ein Mekka der internationalen E-Sports-Szene zu werden. Bei den Computerspielen ist Polen auf jeden Fall bereits ganz vorne mit dabei.

Manchmal sind es auch die Umstände im Land, die eine Gaming-Kultur prägen. Aufgrund starker Regulierung von Online Wetten findet man in Polen häufig kreative Möglichkeiten, glücksspielähnliche Elemente in normalen Spielen unterzubringen. Umgekehrt schneiden sich viele Online-Wettbüros eine Scheibe von der polnischen Liebe für atmosphärische Spiele und fantastische Welten ab.

Wie kann der Game-Erfolg weitergehen?

Um den Erfolg der Entwicklungsunternehmen auch in Zukunft zu garantieren, müssen einige Dinge in die richtige Richtung laufen. Zum einen müssen die Unternehmen auch weiterhin hervorragende Spiele abliefern. Hierfür braucht es Fachkräfte, die an den Spielen arbeiten. Einige der Unternehmen sind in den letzten Jahren schnell gewachsen. Aber hat Polen genügend Nachwuchs in diesem Bereich, um die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu befriedigen? Man kann es nur hoffen. Ansonsten muss die Politik reagieren und eine bessere Umgebung für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber schaffen. Insbesondere das Branchenproblem des „Crunch“, massive monatelange Überstunden und 6-Tage-Wochen vor dem Release eines Spiels, vergrault zunehmend qualifizierte und erfahrene Fachkräfte.

Gaming und E-Sports könnten zu einem noch größeren Teil der polnischen Wirtschaft werden. In Zukunft wird die Nachfrage nach Online-Spielen und Videospielen nicht geringer werden, so viel steht fest. Bietet man den Herstellern gute Rahmenbedingungen, dann können diese auch in den kommenden Jahren wachsen und zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen. Dies beinhaltet sowohl die exportierten Spiele, als auch die Touristen, die es aufgrund der Spiele und Veranstaltungen nach Polen zieht. Polen hat einen guten Start hingelegt, aber um wirklich dauerhaft zum Gaming-Mekka Europas zu werden, muss dieser Erfolg verstetigt werden. Die Rahmenbedingungen sind aktuell gut und die Unternehmen scheinen in der Lage weiterhin großartige Spiele „Made in Polen“ zu produzieren, insofern blicken wir mit Spannung auf die nächsten Jahre.