Nach dem Brexit überlegen sich einige Firmen die Londoner City zu verlassen und schauen sich nach neuen Bürogebäuden um. Warschau wittert hierbei seine Chance und schickt hochrangige Vertreter nach Großbritannien. Wären da nur nicht die Konkurrenz.
Wie bereits gestern berichtet, wird der stellvertretende Premierminister Mateusz Morawiecki am 01. September 2016 in London eintreffen und sich ausnahmsweise nicht mit anderen Politikern, sondern mit Vertretern der Londoner Finanzwelt treffen. Da er selbst ehemaliger Mitarbeiter der Santander-Bank ist, wird ihm diese Mission wohl eher leicht fallen. Denn immerhin kennt er die Bedürfnisse der Großbanken und Versicherungsfirmen.
Der Austritt Großbritanniens aus der EU wird sicherlich noch ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen, was den dortigen Markt unsicher erscheinen lässt. Denn besser wird es für den Finanzsektor nach dem Brexit eher nicht. Eine Bank kann schließlich nur wachsen, wenn die politische und wirtschaftliche Lage stabil sind.
Der Euro als Knackpunkt?
Warschau will diese Unsicherheiten ausgleichen und lädt zu sich ein. Immerhin stehen dort mehr als ein Dutzend Wolkenkratzer, unzählige werden folgen. An geeigneten Büroflächen wird es in Zukunft also nicht mangeln. Momentan wird in Warschau auch der höchste Wolkenkratzer der EU gebaut. Er wird 310 Meter hoch sein und nur um ca. 40 Zentimeter höher sein als das bisher höchste Gebäude der EU – The Shard. Allerdings ist Warschau nicht alleine und so sicher wie angenommen ist es für die Banker dann doch nicht, denn immerhin wird im Nachbarland Ukraine mit scharfer Munition geschossen. Die Konkurrenten Paris, Amsterdam oder Dublin sind zudem sehr gut ausgestattet mit vielen Millionen Quadratmetern Bürofläche, welche Warschau erst bauen muss.
Das größte Problem ist jedoch die Tatsache, dass Polen kein Euroland ist, sodass erhebliche Zusatzkosten bei den Transaktionen aufkommen würden. Dieses Argument weisen die polnischen Vertreter natürlich von sich, denn Großbritannien hätte den Euro ebenfalls nie gehabt. Eleibt also abzuwarten, wie sich die Manager der Royal Bank of Scotland, UBS, Barclays oder BMP Paribas entscheiden werden. Einen schönen Ausblick auf die Warschauer City vom zukünftigen Chmielna Business Center hätten sie jedoch schon mal sicher.
Bild: Warschauer Kulturpalast // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] polen-heute.de/Flickr