Nach über 12 Jahren, 43 toten und 361 verwundeten Soldaten sowie Kosten von etwa 6 Mrd. PLN beendet Polen Ende Dezember 2014 sein militärisches Engagement im Rahmen der US-geführten Operation Enduring Freedom und der ISAF-Mission in Afghanistan. Ab Januar 2015 verbleiben 150 militärische Mitarbeiter, die jedoch als Berater nicht mehr an den Kampfhandlungen teilnehmen werden.
Das polnische Engagement in Afghanistan begann am 22. November 2001 mit der Beteiligung an der US-geführten Operation Enduring Freedom und dauert seit 2003 im Rahmen der ISAF-Mission als Teil des Krieges gegen den Terror weiter an. Polen schickte dabei bis zu 300 Soldaten in zehn Kontingenten zwischen 2002 und 2007. Ihre Aufgabe bestand darin Minen zu räumen, Anlagen zu Beschützen und beim Aufbau von Infrastrukturprojekten zu helfen. Ende 2006 wurden zusätzlich weitere 1.000 polnische Soldaten mit Fahrzeugen nach Afghanistan verlegt. Ende 2008 übernahm das polnische Kontingent das Kommando über die Provinz Ghazni, für die es bis zum Mai 2014 verantwortlich war. Dabei wurden neben weiteren Soldaten auch Kampfhubschrauber und schweres militärisches Gerät nach Afghanistan verlegt. Mitte 2010 erreichte das polnische Kontingent seine größte Ausdehnung mit 2.600 Soldaten und zwei Flugzeugen.
Anfang 2011 kündigte der polnische Präsident Bronislaw Komorowski den schrittweisen Rückzug aus Afghanistan bis 2014 an.
Ein durchwachsendes Engagement Polens im Afghanistan
Insgesamt nahmen am polnischen Engagement in Afghanistan ca. 28.000 Soldaten und militärische Mitarbeiter teil. Zwischen 2002 und 2014 war Polen mit 15 Kontingenten in Afghanistan vertreten. Dabei starben 43 Soldaten, 361 wurden verwundet. An Ausrüstung gingen zwei Hubschrauber und einige Fahrzeuge verloren. Die polnischen Ausbilder schulten 11.000 afghanische Soldaten, Polizisten und ziviler Mitarbeite. Die Kosten des Einsatzes belaufen sich auf etwa 6 Mrd. PLN (ca. 1,5 Mrd. EUR). Insgesamt wurden 200 zivile Projekte durchgeführt.
Dies sind auf den ersten Blick beeindruckende Zahlen. Doch stellt sich Polen, wie alle anderen in Afghanistan engagierten Länder die Frage: Was wird bleiben?
Viel Korruption und wenig Menschenrechte
Es gibt zahlreiche positive Entwicklungen. So wird die aktuelle Präsidentschaftswahl als Fortschritt betrachtet. Denn es ist den Taliban nicht gelungen die Wahl nachhaltig zu stören. Die Sicherheitslage variiert jedoch regional sehr stark. In der Hauptstadt Kabul und im Norden ist die Situation stabil.
In Regionen im Süden und Osten, an der Grenze zu Pakistan, hingegen ist es weit gefährlicher. Es ist der westlichen Koalition nicht gelungen, das Land sicherheitspolitisch zu stabilisieren. Die Taliban sorgen weiterhin mit Anschlägen für Terror. Die Zahl der zivilen Opfer ist im Jahr 2013 gegenüber 2012 gestiegen. Die Korruption ist noch immer allgegenwärtig. Afghanistan bleibt weiter der weltweit größte Produzent von Opium. Die Menschenrechte, insbesondere die von Frauen, sind nur mangelhaft gewährleistet.
Die ISAF-Truppen werden bleiben müssen
Diese durchwachsene Bilanz zwingt die in Afghanistan engagierten Nationen zu einer aktiven Strategie nach 2014. Polen, so wie andere Länder, sieht sich veranlasst Militärberater, Schulungspersonal und Aufbauhelfer weiterhin im Land zu belassen. Dabei wird es sich noch zeigen müssen, ob das ausreichen wird, um das Land weiter zu stabilisieren.
Wahrscheinlich wird Afghanistan nur dauerhaft stabilisiert werden können, wenn die Taliban in das politische System integriert werden sowie Pakistan ein Interesse an der Stabilität des Landes zeigt und seinen Beitrag dazu leistet.
Bild: Polnischer Elitesoldat // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / Flickr