Im Sommer letzten Jahres ist in Polen eine neue Partei entstanden. Sie vertritt rechtsliberale Ansichten, sowohl in Bezug auf die Wirtschaft als auch auf die Gesellschaft. Am Montag hat die “Libertäre Partei“ ihren Kandidaten für die kommenden Präsidentschaftswahlen nominiert. Waldemar Deska ist Reggae-Musiker, engagierter Jazz-Lehrer, studierter Bauingenieur und Architekt, der in den letzten Jahren sein eigenes Ökohaus gebaut hat und infolge dessen in Schwierigkeiten mit dem Staat geriet.
Wie Waldemar Deska während seiner ersten Pressekonferenz vor dem Präsidentenpalast in Warschau sagte, richte sich seine Partei an „Menschen, die Freiheit lieben und glauben, dass man in dem Beton nicht leben kann.“ Unter Beton versteht er das starre politische System in Polen.
Auf die Frage nach seinem Programm antwortete er, es wäre ein Programm der zwei Lehren und des vierten Weges. „Die erste Lehre wird die Gerechtigkeit aus der Versenkung holen und die Kultur der öffentlichen Diskussion erhöhen. Die zweite Lehre und die Lehre des vierten Weges bezieht sich auf Fragen des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Wandels, also auf die Änderungen, die in naher Zukunft in der Europäischen Union durchgeführt werden müssen“, erklärte der Revoluzzer.
Kampf gegen Bürokratie
Für die Anhänger der Libertären Partei (Partia Libertarianska, PL) ist Freiheit in jeder Hinsicht von großer Bedeutung. Sie sind gegen jegliche staatliche Steuerung, hohen Steuern, Bürokratie und alle Regelungen, die die positive Energie und Freiheit der Bürger verhindern.
Gerade Deska betrachtet sich selbst als bestes Beispiel für den Kampf gegen Bürokratie. 2005 hat der Präsidentschaftskandidat ein Grundstück im ländlichen Raum nahe Warschau gekauft, wo er ein Haus bauen wollte. Dies war aber nicht möglich, da ein Flächennutzungsplan nicht bestand, der die Bebauung des Landes vorsah. Daher musste es zum Baugrundstück umgewandelt werden. Innerhalb von 5 Jahren hätten die Behörde es nicht geschafft, dies zu regeln, so Deska. Er hat dann trotzdem angefangen das Ökohaus zu bauen. Seitdem schreibt er einen Blog und dokumentiert das Verfahren vor Gericht.
“letzter Rettungsanker”
Doch auch in Polen ist das ein Affront gegen die staatliche Verwaltung. Denn es ist ohne Probleme möglich Bauland zu kaufen. Nur ist dieses teurer als Ackerland, das erst durch umständlich Prozeduren in Bauland umgewandelt werden kann, aber nicht muss. Daher führt Deska seit Jahren einen Kampf gegen die Behörde, die beschlossen haben sein Haus niederreißen. Deskas Meinung nach ist das eines von vielen Beispielen für die Nachlässigkeit und Trägheit des Staates.
Das Wort Deska heißt im Polnischen Rettungsanker und wird oft im Zusammenhang als “letzter Rettungsanker” verwendet. In seinem ersten Briefing machte Deska eine Anspielung auf seinen Namen und kündigte an, er sei die letzte Chance für Polen.
Ob er das tatsächlich ist, werden in den kommenden Monaten die Wähler entscheiden. Doch Kommentatoren bescheinigen dem antistaatlichen Außenseiter nur geringe Chancen auf einen Wahlerfolg.