Weniger Soldaten in Afghanistan, mehr Panzer in Polen

Die polnischen Soldaten in Afghanistan sollen bereits im Frühjahr zum größten Teil abgezogen werden. Die bestätigte das Verteidigungsministerium. Gleichzeitig laufen die Planungen für die Modernisierung der Armee auf Hochtouren. Bis zu 30 Mrd. Euro werden in den nächsten zehn Jahren unter anderem für neue Panzer und Marschflugkörper aufgewendet.

Die NATO-Kontingente in Afghanistan werden bis Ende 2014 abgezogen, Polen wird seine Anzahl stationierter Soldaten bereits im Frühjahr massiv verringern. Das bestätigte Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak heute in Interviews. Im Mai sollen nur noch 500 polnische Soldaten am Hindukusch stationiert sein – von derzeit etwa 1.500. Im Mai soll auch schweres Gerät wie gepanzerte Transporter und Hubschrauber zurück nach Polen verlegt werden.

Erst im Dezember hatte Präsident Bronislaw Komorowski die Verlängerung der Afghanistan-Mission letztmalig unterzeichnet. Seit 2007 sind 43 polnische Soldaten und Rettungssanitäter in Afghanistan gefallen. Insgesamt waren bis zu 2500 Armeeangehörige dort stationiert. Im Februar 2014 beginnt für die polnische Armee schon eine neue Mission: dann sollen 50 Soldaten die französischen Armee in der Zentralafrikanischen Republik unterstützen.

Armee wird massiv modernisiert

Gleichzeitig bereitet sich die polnische Armee auf weitere weltweite Einsätze vor. Über 30 Mrd. Euro sollen nach den Wünschen des Verteidigungsministeriums (MON) in den nächsten zehn Jahren für die Modernisierung der Streitkräfte aufgewendet werden. Ob diese Zahl erreicht wird, ist zwar fraglich, dennoch sind schon für 2014 rund ein Viertel des Budgets über 10 Mrd. Euro für Modernisierungen vorgesehen.

Bei einheimischen Produzenten hat das MON bereits knapp 1.000 schwere LKWs für rund 200 Mio. Euro gekauft, aus Deutschland kommen in der nächsten Zeit über 100 gebrauchte Leopard-Panzer für einen Preis von etwa 40 Mio. Euro. Gleichzeitig werden rund 300 Mio. € für die Instandhaltung des bestehenden Panzerbestandes aus knapp 130 Leopard eingeplant. Zu diesen Ausgaben sollen noch Schulungsflugzeuge und die Modernisierung der Marine kommen. Letztere wird mit rund 200 Mio. € veranschlagt. Noch nicht einberechnet sind die Aufrüstungen in der Cyber-Kriegsführung.

Derweil verhandelt die polnische Regierung in Washington über den Kauf von Luft-Boden-Marschflugkörpern. Zudem besitzt der Aufbau eines polnischen Anti-Luft-Raketenschildes in Polen höchste Priorität. Bis 2023 sind dafür rund 10 Mrd. € vorgesehen, das entsprechende Gesetz ist bereits ratifiziert. Verhandlungen mit europäischen, amerikanischen und israelischen Firmen laufen.

Wenig Kritik an Plänen

Auch auf dem Markt der polnischen Waffenhersteller sollen Änderungen erfolgen. Die größten Waffenproduzenten sollen konsolidiert werden, um besser mit ausländischen Waffenproduzenten zusammenarbeiten zu können. Das Ziel ist, die Qualität und den Export polnischer Waffen zu erhöhen.

Bei den Themen Afghanistanabzug und Modernisierung der Armee sind sich in Polen alle Parteien so gut wie einig. Eine Stimme im Parlament hat die in Polen relativ schwache Friedensbewegung nicht. Offiziell hoffen die meisten Politiker auch auf mehr Arbeitsplätze und Gewinne für polnische Unternehmen. Dies ist im hochtechnologisierten Rüstungssektor allerdings eher unwahrscheinlich.