Nach dem gestrigen Parteiausschluss von Ryszard Kalisz steht der Bund der Demokratischen Linken (SLD) weiter im Rampenlicht: Vor einigen Tagen schon lud der Parteivorsitzende Leszek Miller Ex-Präsident Lech Walesa – trotz dessen kritischen Worten über Homosexuelle – zum Kongress der Linken ein. Der Kongress soll im Juni in Warschau stattfinden und ein großes Treffen aller linken Kräfte in Polen sein – in klarer Abgrenzung zu den Planungen der linksliberalen Palikot-Bewegung (RP). Miller erklärte die Einladung von Walesa damit, er wolle das Ansehen der Tagung erhöhen und daher alle ehemaligen polnischen Staatsoberhäupter einladen, von Walesa über Aleksander Kwasniewski bis hin zu Wojciech Jaruzelski.
Unmut über Einladung
Die eigenmächtige Entscheidung, Walesa einzuladen, kritisierte Ex-Ministerpräsident Jozef Oleksy (1995-1996, SLD) scharf, weil jener Walesa die erste demokratische linke Regierung in Polen mithilfe der Geheimdienste gestürzt hätte. Oleksy will daher auch nicht mehr am Kongress, den er selbst organisiert hat, teilnehmen.
Auf diese Aussagen hin bezeichnete Walesa Oleksy als „kleine, alte rote Socke“ („niski, stary komuch“), die sich nach alten Zeiten sehne. Weiter führte er aus, er werde zum Kongress fahren und dort auch sprechen, weil ihm die linken Ideen der gesellschaftlichen Fürsorge gefielen. Diese habe sich die Linke zwar zu Eigen gemacht, aber nie wirklich erfüllt. Er wolle jedoch darüber diskutieren, obwohl er sein Leben lang ein „vernünftiger Rechter“ bleiben werde.
Auch Oleksy schoss heute noch einmal zurück: Walesa sei arrogant, selbstverliebt und fern jeder Selbstkritik – außerdem sei Walesa eigentlich kleiner als er.
1996 trat Oleksy als Regierungschef zurück, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, er wäre ein sowjetischer und russischer Spion (Deckname „Olin“) – die Vorwürfe, die der damalige, von Walesa eingesetzte Innenminister streute, konnten jedoch nie bestätigt werden.